Lange war es relativ still um Gregor Gysi geworden. Dass ist nun vorbei. Braungebrannt und gut gelaunt empfängt Gregor Gysi in seinem Arbeitszimmer im Berliner Parlamentsviertel. Der Ex-Partei und Ex-Fraktionschef ist in diesen Tagen ein gefragter Gesprächspartner. Denn er hat eine neue Funktion und kehrt damit auf die große politische Bühne zurück. Interview: André Bochow

Queeres Leben im ländlichen Raum? Eine Wanderausstellung in Potsdam erzählt davon.
Anders sein, anders fühlen, im fremden Körper stecken: Das zu bemerken, es dann auch zuzulassen und sich am Ende zu outen, ist für jeden und jede ein sehr individueller Weg. Manchmal sogar ein sehr langer, einer mit vielen Hürden. Wer in einer großen Stadt wohnt, Beratungsstellen und Gleichgesinnte vor Ort findet, ist dabei noch gut dran. Aber im ländlichen Raum? Dort lesbisch, schwul oder trans* sein? In einer…
Was wird nach der Pandemie sein? Insgesamt brauchen die queeren Communities besonders nach Corona mehr Schutzräume, mehr Sicherheit und mehr Teilhabemöglichkeiten. Die Vulnerabilitäten werden nicht abnehmen, im Gegenteil. Wir müssen jetzt hinsehen und handeln. Die Krise ist nur ein Brandbeschleuniger, weil nicht Liebe und Mitgefühl, sondern Klasse und Konsum der bröckelnde Kit der Community ist.
Im Kontext der Covid-19-Eindämmungsmaßnahmen ist zu befürchten, dass in vielen der verbleibenden 70 Ländern, in denen einvernehmlicher gleichgeschlechtlicher Sex kriminalisiert wird, staatliche Stellen die jetzigen Eindämmungsmaßnahmen als Vorwand für Repressalien an LSBTI* Menschen verwenden. Auch deswegen braucht es Solidarität über Identitäts-, Staats- und Kontinentsgrenzen hinweg.
Auf den ersten Blick erscheint die Situation auf dem afrikanischen Kontinent im Vergleich zu europäischen Ländern bisher nicht so schlimm. Die Statistik spricht von mehr als 60.000 registrierten Infektionen und von über 2.200 Todesfälle aufgrund von Covid-19. Doch der Schein trügt. In den wenigen Ländern, in denen das systematische Testen begann, schnellen die Zahlen in die Höhe.
Die Situation, in der wir stecken, ist durchaus mit der frühen Aidskrise Mitte der 1980-er Jahre vergleichbar. Damals wussten die Fachleute ähnlich wenig über HIV, die Debatten waren ähnlich heftig und alle tasteten sich mühsam an eine neue Wirklichkeit heran. Diese Erfahrung kann für alle auch in der Covid-Krise äußerst hilfreich werden. Die LGBTI*-Community besitzt einen Informations- und Erfahrungsvorsprung, den sie in die gesamtgesellschaftliche Debatte einbringen kann und sollte.
In der Corona-Krise steigt auch die Gefahr rechter Gewalt. Verschwörungstheorien, rassistische Hetze und rechte Anschläge gehen fließend ineinander über. Beteiligt sind auch Prominente. Aufgegriffen werden dabei Verunsicherung und diffuse Ängste. Egal, ob Fake, Halb- oder Unwahrheiten, krude Behauptungen – das Ungewisse, sogenannte geheime Mächte zeigen Wirkung bei einem Teil der Bevölkerung.
Trans- und intergeschlechtliche Menschen sind deutlich stärker betroffen von Kurzarbeit. Vielen ist dabei kaum bekannt, wie und warum sie auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt werden.
In Polen findet ein massiver Angriff auf Selbstbestimmungsrechte statt. Menschen mit Lebensweisen und Sexualitäten, die mit der konservativen Norm der heterosexuellen, monogamen Zweierbeziehung brechen, sind ein erklärtes Feindbild der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS). Der schrecklichste Effekt dieser Politik: Mittlerweile erklärten sich fast 100 Gemeinden, 36 Kreise und weitere darüber liegende Verwaltungseinheiten zur LGBT-freien Zone.
Queere, lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen erleben bis zum heutigen Tag nicht selten eine Diskriminierung, wenn sie mit ihren Anliegen medizinische oder psychologische Hilfe suchen. Was wir brauchen, ist eine Gesundheitsversorgung ohne normativen Zwang. Eine Gesundheitsversorgung, die der Rendite und dem Zwang zum Gewinn eine deutliche Absage erteilt. Eine Gesundheitsversorgung, die dem Gemeinwohl verpflichtet ist und die Verschiedenheit anerkennt.