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Verstehen und Verständnis

Kolumne von Sabine Zimmermann,

Zunächst ein wenig Statistik: Bereits Ende April gab es über 10 Millionen Beschäftigte, für die von  Arbeitgeberseite aus vorsorglich Kurzarbeit angemeldet wurde. Ebenfalls im April: Es wurden über 400.000 Erwerbslose mehr als im Vorjahr gezählt.

DIE LINKE im Bundestag fordert grundsätzlich ein Kurzarbeitergeld von 90 Prozent des Nettoentgeltes und 100 Prozent für Mindestlohnbeschäftigte. Der Zugang zum Arbeitslosengeld muss erleichtert werden. Einen Anspruch darauf sollte jedem und jeder nach vier Monaten Beitragszahlung ermöglicht werden. Grundsätzlich fordert DIE LINKE im Bundestag seit Langem Hartz IV durch eine sanktionsfreie Mindestsicherung zu ersetzen. Belegt ist darüber hinaus, dass trans- und intergeschlechtliche Menschen auch jetzt – in der momentanen Corona-Krise  - deutlich stärker betroffen sind. Vielen ist kaum bekannt, wie und warum sie auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt werden. Die Nichtberücksichtigung bzw. Diskriminierung beginnt bei den Bewerbungen, und setzt sich fort durch irritierende Blicke im Arbeitsalltag und einer großen Unsicherheit vieler Kolleginnen und Kollegen im alltäglichen Umgang. Schon der Besuch einer Toilette stellt häufig eine Hürde dar. Gerade die Transition führt häufig zum Jobverlust. Das Problem: Nur selten bis gar nicht verfügen Arbeitsagenturen und Jobcenter über eine spezielle Beratung und Vermittlung. Erste Schritte dahin wären: diskriminierungsfreie Bewerbungsprozesse und Stellenanzeigen. Allein eine Schulung von Beratern in der Arbeitsverwaltung wie auch spezialisierte Ansprechpartner und -partnerinnen in Arbeitsagenturen und Jobcentern wären eine Brücke zu mehr Selbstverständlichkeit. Berührungsängste und Missverständnisse könnten durch Aufklärung und Vorabgespräche minimiert oder ganz abgebaut werden. Denn wie so oft: Sensibilisierung und Wissen führt in der Regel zu mehr Verständnis und Verstehen.



Sabine Zimmermann ist arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE im Bundestag und Vorsitzende des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend