Die heute vorgestellte Studie spricht eine eindeutige Sprache: 37 Prozent der Absolventinnen und Absolventen absolvieren nach ihrem Studienabschluss ein oder mehrere Praktika. Die meisten davon sind unvergütet. In nur zwei Jahren ist die Zahl von Praktika nach Studienabschluss um mehr als 60 Prozent angestiegen. Damit ist endlich wissenschaftlich belegt, dass der Missbrauch von Praktika keine Ausnahme mehr ist, sondern bittere Realität. Diese Entwicklung muss gestoppt werden.

Es ist verlogen und verantwortungslos, den Ausbildungspakt jedes Jahr aufs Neue zum Erfolg zu erklären. Sein Ergebnis ist letztendlich, dass die Situation für Jugendliche immer dramatischer wird: Der Ausbildungspakt schafft keine zusätzlichen Ausbildungsplätze. Seit Abschluss des Ausbildungspaktes hat sich die Ausbildungsplatzlücke jedes Jahr weiter vergrößert. Die Bundesregierung muss endlich den Pakt beenden und eine gesetzliche Ausbildungsumlage schaffen.
Wo Bildung und Wissenschaft durch Mittelkürzungen derart in Frage gestellt werden, ist Widerstand nötig.
Die 109 Millionen Euro aus öffentlichen Kassen zur Finanzierung der privaten "Jacobs Universität" (u. die Teilnahme an der "Exelenzinitiative") hätten Einsparungen an der Universität Bremen zehn Jahre lang überflüssig gemacht. Steuergeschenke an Reiche lassen das Geld für Bildung fehlen. So könnten z.B. mit Einführung der Börsenumsatzsteuer Steuermehreinnahmen für Bildung eingesetzt werden.
Wer einen gleichberechtigten Zugang zu den Hochschulen unabhängig von der sozialen Herkunft gewährleisten will, muss allen voran das BAföG verbessern. Der Bundesregierung fehlt dazu der politische Wille. Wenn trotz sprudelnder Steuerquellen die Haushaltskonsolidierung über die Interessen der Studierenden gestellt wird, zielt das sozial und bildungspolitisch unter die Gürtellinie. Die BAföG-Verweigerungshaltung versperrt Zehntausenden Studierwilligen den Zugang zu den Studienplätzen.
Jugendliche aus Bedarfsgemeinschaften nach dem SGB II werden vom Jobcenter vielfach in Studium und Ausbildung gedrängt und so in den Verantwortungsbereich der BAföG-Ämter verschoben. Aufgrund fehlender Studien- und Ausbildungsplätze bleiben ihre Berufswünsche dabei häufig unberücksichtigt. Das Grundrecht auf freie Berufswahl wird ihnen dadurch vielfach verwehrt, kritisiert Nele Hirsch, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE.
Die traurige Realität auf dem Ausbildungsmarkt ist, dass 2006 nur die Hälfte aller Bewerberinnen und Bewerber eine Lehrstelle gefunden hat und 49 000 ganz leer ausgegangen sind. Und selbst die vermittelten Jugendlichen haben oft nicht den Ausbildungsplatz bekommen, der ihrem Berufswunsch entspricht. Die Bundesregierung tritt mit ihrem Festhalten am wirkungslosen Ausbildungspakt das Grundrecht auf freie Berufswahl mit Füßen.
Die Bundesregierung beschäftigt Hunderte Praktikantinnen und Praktikanten "grundsätzlich ohne Vergütung". Das ergab die Antwort auf eine Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE. Die Generation Praktikum ist also nicht nur ein politisches, sondern auch ein unmittelbares Produkt der Bundesregierung. Damit muss Schluss sein. Praktika brauchen eine Mindestvergütung und eine Befristung. DIE LINKE. fordert dafür eine gesetzliche Regelung.
Mit einer Bund-Länder-Offensive zur Verringerung der Zahl der Schulabbrecher wird sich an der perspektivlosen Situation zahlreicher Haupt- und Sonderschüler kaum etwas ändern. Sie bleiben die Verlierer des Bildungssystems. Bundesbildungsministerin Annette Schavan das Problem an der Wurzel packen und eine Initiative für eine grundlegende Schulreform ergreifen: Weg vom gegliederten Schulsystem, hin zu einer integrativen Schule mit gemeinsamem Lernen und individueller Förderung.
Mehr Geld für Bildung ist eine richtige und längst überfällige Forderung. Doch allein mit mehr Geld wird sich an der sozialen Auslese des Bildungssystems nur wenig ändern. Wer eine bessere Bildung fordert, muss deshalb nicht nur mehr Mittel für Kindergärten, Schulen, Hochschulen und die Weiterbildung zur Verfügung stellen, sondern auch zu strukturellen Reformen im Bildungssystem bereit sein.
Eine Reform der Ausbildungsförderung ist längst überfällig. Die soziale Situation von Studierenden muss dringend verbessert werden. Außerdem müssen wir bessere Bedingungen dafür schaffen, dass mehr junge Menschen den Weg an die Hochschulen finden. Die von der Bundesregierung angekündigten Änderungen für 2007 bleiben allerdings weit hinter diesen Erwartungen zurück. Es fehlt insbesondere eine Anhebung der Bedarfssätze.