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Skulptur »Non-Violence« mit Knotem im Pistolenlauf vor dem UNO-Hauptquartier in New York © picture alliance/dpa/Tim BrakemeierFoto: picture alliance/dpa/Tim Brakemeier

Russland-Ukraine-Konflikt: Rückkehr zu Diplomatie und Völkerrecht

Nachricht von Amira Mohamed Ali, Gregor Gysi, Sevim Dagdelen,

US-Geheimdienste warnen, ein russischer Angriff auf die Ukraine stehe unmittelbar bevor. Das Auswärtige Amt hat eine Reisewarnung für die Ukraine ausgesprochen. Sevim Dagdelen warnt im Interview mit ntv davor, mit Spekulationen und Panikmache einen Krieg in Europa zu befeuern: „Ich frage die Bundesregierung seit Wochen, welche konkreten Hinweise es auf einen möglichen Angriff gibt, sie hat geantwortet, sie hätte keine. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mahnt zur Ruhe und weist die Berichte entschieden zurück. Ich hoffe, Bundeskanzler Olaf Scholz wird alles versuchen, um die Situation zu deeskalieren und über die gemeinsamen Sicherheitsinteressen sprechen.“

Sie fordert außerdem für die Ukraine und Georgien einen vertraglich festgesetzten neutralen Status. „Bundeskanzler Olaf Scholz muss das Nein seiner Amtsvorgängerin zur NATO-Mitgliedschaft der Ukraine erneuern. Es war richtig, dass Deutschland und Frankreich auf dem NATO-Gipfel in Bukarest 2008 eine weitere Ostexpansion des Militärpakts durch die Aufnahme der Ukraine und Georgiens abgelehnt haben. Dieses Veto muss vertraglich fixiert werden als Grundlage für allseitige Sicherheitsgarantien in Europa unter Einschluss Russlands. Bei der NATO-Erweiterung muss der kategorische Imperativ von Immanuel Kant politische Handlungsmaxime sein. Wenn die USA nicht wollen, dass russische Truppen an ihrer Grenze stationiert werden, dann muss das auch umgekehrt für Russland gelten. Es braucht für die Ukraine und Georgien einen neutralen Status wie im Fall Finnlands.“

Im Interview mit dem Radiosender BR 2 fordert Gregor Gysi, eine diplomatische Lösung mit Russland zu suchen. „Putin hat drei Forderungen gestellt. Wir müssten Gegenvorschläge machen, z.B. keine Hackerangriffe aus Russland, die Souveränität aller Nachbarstaaten müssen anerkannt werden, in bestimmten Gebieten dürfen keine Manöver mehr stattfinden. Dann hat er drei Vorschläge unterbreitet und wir haben drei Vorschläge unterbreitet und dann kann man verhandeln und erreicht vielleicht eine diplomatische Lösung – sonst nicht“, sagte er dem Radiosender.

Angesprochen darauf, ob Russland nicht den Konflikt einseitig verschärft habe, sagt Gysi: „Russland hat jahrelang diese Forderung gestellt und man hat ihn ignoriert, Obama hat ihn den Chef einer Regionalmacht genannt. Das hat ihn alles verletzt. Nun hat er gesehen, dass der Westen bereit ist, mit ihm zu reden, wenn er die Truppen an der Grenze stationiert. Natürlich provoziert er in Bezug auf die Ukraine, um genau das zu erreichen, was er als Sicherheitsbedürfnis Russlands sieht. Und wir dürfen eins nicht vergessen: Wenn wir hart vorgehen gegen Russland und China, schließen die ein Bündnis. Wir brauchen Rückkehr zu Diplomatie und Völkerrecht.“

In Bezug auf Nord Stream 2 fordert Amira Mohamed Ali von der Bundesregierung, sich nicht von Joe Biden die Energiepolitik vorschreiben zu lassen. "Die Aussage des US-Präsidenten, Nord Stream 2 ein Ende setzen zu wollen, ist ein Angriff auf die Souveränität der Bundesrepublik. Ich erwarte vom Bundeskanzler wie auch von den Ministerinnen und Ministern die klare Haltung dazu, sich nicht in die eigene Politik reinreden zu lassen. Die Energieversorgung Deutschlands muss in Berlin und nicht in Washington entschieden werden."