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Zwischen Klimaschutz, Schwingmoor und Gedenkkultur

Im Wortlaut von Kirsten Tackmann,

Wie in jedem Jahr sind die Mitglieder der Fraktion DIE LINKE während der so genannten Parlamentarischen Sommerpause viel in ihren Wahlkreisen unterwegs. Vor Ort nehmen sie sich der Sorgen und Nöte der Bürgerinnen und Bürger an, besuchen Betriebe und Vereine, engagieren sich für lokale und regionale Anliegen. Auf linksfraktion.de schreiben die Parlamentarierinnen und Parlamentarier über ihren Sommer im Wahlkreis.

Kirsten Tackmann im Gespräch mit Rüdiger Mauersberger, Leiter des Naturschutzgroßprojektes im Naturschutzpark Uckermark

Der erste Tag meiner 5. Sommertour »Wege übers Land 2010« führte mich nicht in meinen Wahlkreis, sondern in den Nachbarlandkreis Oberhavel. Den Tag hatte mein Brandenburger Landtagskollege Torsten Krause organisiert, der Vorsitzender des Ausschusses für Jugend, Bildung und Sport ist.

Am Vormittag informierten uns Vertreterinnen und Vertreter der Stadt und der Stadtwerke Zehdenick über ihr integriertes Klimaschutzprogramm. Die Stadt Zehdenick möchte zum Beispiel alle regionalen Potenziale zur regionalen Erzeugung und Nutzung erneuerbarer Energien erschließen. An der Kläranlage Kappe werden die Abwässer aus einem kleinen Dorf ökologisch sinnvoll dezentral entsorgt, was andererseits Schwierigkeiten mit hohen Umweltauflagen zur Reduktion der Phosphateinträge bedeutet. In einer kleinen Ferienanlage mit dem Namen »Kormoranresorts« samt Photovoltaikanlage auf dem Dach besichtigten wir ein im Bau befindliches, schwimmendes Ferienhäuschen, dessen Energieversorgung innovativ mit Tiefenwasser aus dem Ziegeleistich realisiert werden soll. Sowohl Anregungen als auch Anfragen nahm ich von dort mit.

Nach einem Pressegespräch und einer kleinen Stärkung führte uns der Weg weiter nach Lychen, also in den angrenzenden Landkreis Uckermark. Dort informierten wir uns über verschiedene Maßnahmen zur Stabilisierung des Landeswasserhaushaltes im Rahmen eines zwölfjährigen Naturschutzgroßprojektes des Bundesamts für Naturschutz (BfN) im Naturschutzpark Uckermärkische Seen. Hier wurden erfolgreich Entwässerungssysteme beseitigt oder angepasst, Wasserstände wieder angehoben, um Seen und Mooren ihre ursprüngliche Wasserpufferfunktion zurückzugeben und gleichzeitig wieder typische Flora und Fauna zu beleben. Dafür wurde viel Geld in die Hand genommen - mit Erfolg, wie uns der Leiter des Naturschutzgroßprojektes, Rüdiger Mauersberger, am Beispiel eines Schwingmoores zeigte. Mit Gummistiefeln ausgerüstet konnten wir testen, wie das Moor auf einem Wasserbett schwingt und beobachten, welche bedrohten Pflanzen- und Tierarten hier wieder eine Heimat finden.

Ortswechsel: Das Mädchen-KZ Uckermark bei der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück - von den Nazis »Jugendschutzlager« genannt - war unser nächster Halt. Dort wurden so genannte Asoziale gequält und ermordet. Ein Netzwerk junger Antifaschistinnen und Antifaschisten, vor allem junge Frauen, führt zurzeit wieder ein Workcamp auf dem Gelände des ehemaligen KZ durch. Sie stellten ihre Arbeit, ihre Vorhaben und ihre Sorgen vor. Ein Rundgang mit Mitgliedern der Initiative, der Lagergemeinschaft Ravensbrück, des VVN/BdA und weiteren Engagierten offenbarte, dass für das bisher nicht öffentlich zugängliche Gelände Geld für Konversionsmaßnahmen gebraucht werden, da es bei der Nutzung nach 1945 durch die Sowjetarmee überbaut und auch aus diesem Grund dieser Ort des Schreckens zu einem vergessenen Ort wurde. Deshalb ist es wichtig, dass sich die Mahn- und Gedenkstätte gemeinsam mit dem Netzwerk und der Lagergemeinschaft für ein Konzept stark machen, mit dem trotz schlechter Quellenlage zum Mädchenkonzentrationslager ein würdiger Ort des Gedenkens entstehen kann. Auch dazu diente ein Gespräch mit der Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, Dr. Insa Eschebach, im Anschluss an den Rundgang.

Ich habe an diesem Tag eine Menge Anregungen und auch Hausaufgaben für meine parlamentarische Arbeit mitgenommen.

Von Kirsten Tackmann

linksfraktion.de, 11. August 2010

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