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»Subventionierung mies bezahlter Arbeit«

Nachricht von Susanne Ferschl,

Auswertung der Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage "Midijobs in Deutschland" (BT-Drs. 19/31982) von Susanne Ferschl u.a. und der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag


Im Dezember 2020 gab es 2,98 Millionen Midijobbende in Deutschland, was einem Anteil von 8,9 Prozent an der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung entspricht – bei Frauen sind es sogar 14,2 Prozent (bei Männern 4,3 Prozent). 1,29 Millionen bzw. 43,3 Prozent sind durchgehend im sogenannten Übergangsbereich tätig und 1,69 Millionen Mischfälle. 67,6% sind im Haupterwerbsalter zwischen 25 und 55 Jahren.

Die Anzahl an Midijobbenden hat sich durch die Ausweitung des Übergangsbereiches von 850 Euro auf 1.300 Euro ab dem 1. Juli 2019 mehr als verdoppelt (+135%).

Die meisten Midijob-Beschäftigten gibt es im Handel, dem Gesundheits- und Sozialwesen, der Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (hierzu gehören etwa Wach- und Sicherheitsdienste oder die Gebäudebetreuung) und in der Gastronomie).
Jeder Fünfte Midijobber (21,1%) arbeitet unterhalb seines Qualifikationsniveaus. 68,0 % der Midijobber arbeiteten 2018 zu einem Niedriglohn, (während es 20,1 % aller Beschäftigten waren). Zu beachten ist, dass bei diesen Zahlen Kleinstbetrieben und Betrieben aus dem Wirtschaftsabschnitt A (Land- und Forstwirtschaft, Fischerei) ausgeschlossen wurden – andernfalls hätten sich sicherlich noch höhere Quoten ergeben. Der durchschnittliche Bruttostundenverdienst von Beschäftigten mit einem monatlichen Verdienst von unter 1.300 Euro lag 2018 bei 11,99 Euro pro Stunde und damit 42,6 Prozent niedriger im Vergleich zum durchschnittlichen Bruttostundenverdienst bei monatlich über 1.301 Euro.

Bei Männern dauern 60,7 Prozent der Midijobs kürzer als 2 Jahren, bei Frauen nur 42,6 Prozent. Und 52,1Prozent der Frauen, die durchgehend im Übergangsbereich arbeiten, haben Midijobs mit einer Dauer von über 2 Jahren – das heißt, hier sind unterbezahlte Teilzeitjobs verfestigt.

Bei einem Entgelt von 875 Euro entgehen den Sozialkassen 22,56 Euro pro Monat bei einem Midijob verglichen mit einer regulären Verbeitragung.

Der Anteil der erwerbsfähigen Leistungsbezieher im SGB II (Aufstocker) im Midijob an allen Minijobbern betrug 10,8 Prozent in 2019 und 12,7 Prozent in 2020. 2,14 Milliarden Euro Aufstockerleistungen wurden 2020 ausgezahlt.

Dazu erklärt Susanne Ferschl, stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE im Bundestag:

"Großspurig verkündete die SPD, Frauen aus der Teilzeitfalle holen zu wollen. Arbeitsminister Heil hat die Midijobs ausgeweitet und so die Beschäftigung in diesem Bereich mehr als verdoppelt. Mit der Folge, dass sich insbesondere bei Frauen unterbezahlte Teilzeitarbeit verfestigt. So stellt sich erneut die Frage, welchen Mehrwert es für Arbeitnehmer hat, wenn die SPD regiert. Die derzeitige Regelung ist eine Subventionierung mies bezahlter Arbeit. DIE LINKE will ein Recht auf Vollzeit und einen Mindestlohn von 13 Euro. Um Frauen tatsächlich aus der Teilzeitfalle zu holen, wollen wir ungewollte Teilzeit zurückdrängen und Arbeit ab der ersten Stunde in die volle Sozialversicherungspflicht überführen."


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