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Prekäre Beschäftigung auf dem Vormarsch – in Ost und West

Nachricht von Susanne Ferschl,

Auswertungen der Ergebnisse des Mikrozensus zur Entwicklung von Arbeitsverhältnissen seit der Wiedervereinigung von Susanne Ferschl

 

Zusammenfassung:

Auch 28 Jahre nach der Wiedervereinigung ist Deutschland tief gespalten. Die Spaltungslinie verläuft dabei entlang ökonomischer und sozialer Fragmentierung.

Das Normalarbeitsverhältnis erodiert – in Ost und West. Seit 1991 hat sich prekäre Beschäftigung bundesweit stark ausgebreitet. Befristung, Teilzeit unterhalb von 20 Wochenstunden sowie geringfügige Beschäftigung und Leiharbeit haben sich im Bundesgebiet nahezu verdoppelt. Knapp jede*r vierte Beschäftigte (23 Prozent) arbeitete 2017 prekär. 1991 war es noch nur noch „nur“ etwa jede*r siebte (14 Prozent).

In den neuen Bundesländern gingen infolge der Wiedervereinigung abrupt binnen eines Jahres über eine Million Arbeitsplätze verloren (1991: 7.852.000; 1992: 6.852.000). Seither stagniert die Zahl der abhängig Beschäftigten im Osten um die Sechs-Millionen-Grenze. Im Vergleich zu 1991 ging im Osten fast jedes vierte Normalarbeitsverhältnis verloren bzw. wurde in Teilzeit oder prekäre Beschäftigung umgewandelt. Jede*r fünfte Lohnabhängige im Osten ist davon betroffen, 1991 war es noch „nur“ etwa jede*r achte. In den westdeutschen Bundesländern war 1991 jede*r siebte (15 Prozent) von prekärer Beschäftigung betroffen, 2017 bereits jede*r vierte (24 Prozent).

 

Susanne Ferschl, stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag, kommentiert:

„Es gibt wenig Grund zum Feiern. 28 Jahre nach der Wiedervereinigung verläuft die Spaltung der Gesellschaft zwischen Oben und Unten, zwischen Arm und Reich. Immer mehr Menschen in Ost und West arbeiten unter prekären Arbeitsverhältnissen. Sie haben andauernd mit Phasen von Unsicherheit und materieller Entbehrung zu kämpfen und sind ausgeschlossen von der vermeintlich so guten wirtschaftlichen Entwicklung. Die Wiedervereinigung hat der neoliberalen Deregulierung von Arbeit Aufschwung verliehen. Das traf die Ostdeutschen unmittelbar Anfang der 1990er Jahre hart, hat aber auch den Westen nicht verschont.

Was wir brauchen ist eine soziale und beschäftigungspolitische Wende, denn die soziale Spaltung in der Gesellschaft überwindet man nicht mit staatstragender Selbstbeweihräucherung, sondern indem die Deregulierung von Arbeit endlich gestoppt wird. Sicherheit am Arbeitsmarkt ist notwendig und politisch möglich!“

 

Hier gibt es die Ergebnisse im Einzelnen (Vergleichszeitraum 1991) zum Herunterladen als PDF