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Olympia – nicht um jeden Preis!

Im Wortlaut von Katrin Kunert,

Michael Neumann (m.), Petra Pau (l.) und Gregor Gysi
 

Von Katrin Kunert, für DIE LINKE. Obfrau im Sportausschuss des Bundestages

 

Schlanker, grüner und nachhaltiger sollen die Paralympischen und Olympischen Spiele 2024 in Hamburg werden, falls die Hansestadt 2017 zum Ausrichter gekürt werden sollte. So will es der Hamburger Senat und entsprechend optimistisch stellte der zuständige Senator Michael Neumann (Inneres und Sport, SPD) das Konzept in der Fraktionssitzung der LINKEN im Bundestag vor.

Als vor drei Jahren die deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmer von den Spielen in London zurückkamen, wurden ihre Schiffe im Hamburger Hafen von Tausenden von Menschen jubelnd empfangen. Es wurde deutlich, dass Sport – über den Männer-Fußball hinaus – Begeisterung erwecken kann. Aus dieser Stimmung erwuchs der Plan, die Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 oder 2028 in Hamburg zu veranstalten.

Als Hafenstadt sei Hamburg traditionell offen für Menschen aus aller Welt, betonen die Bewerber und berufen sich auf die Jahrhunderte alte Tradition, internationale Beziehungen zu knüpfen. Aus Sicht Naumanns sei es schließlich der Sport, der in der heutigen Zeit den größten Beitrag zur Integration leiste.

Durchaus offen gehen die Befürworter mit den zum Teil durchaus berechtigten Kritikpunkten der Skeptiker und Gegner um: Man dürfe einem langjährig durch Korruption und Vetternwirtschaft geprägten Gremium wie dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) nicht vertrauen, nur weil es sich mit der Agenda 2020 theoretisch eine neue Linie verordnet habe. Der Senator betonte an dieser Stelle, dass Hamburg mit seiner Bewerbung dem IOC ein Angebot mache, der Theorie von mehr Bürgernähe, Transparenz, Nachhaltigkeit und Kostenbewusstsein nun auch Taten folgen zu lassen.

Der akute Wohnraumbedarf in der Hansestadt gilt ebenfalls als schwerwiegendes Gegenargument. Das Geld solle besser in den sozialen Wohnungsbau fließen, verlangen diejenigen, die die Spiele unter den derzeitigen Bedingungen ablehnen. Das Olympiastadion werde nach den Spielen zurückgebaut, so dass auf der Hafeninsel ein neues Wohnviertel mit Parkanlagen entstünde, entgegnete der Innensenator. Ohne die Paralympischen und Olympischen Spiele bliebe der Standort hingegen eine reine Industriefläche.

Die sportpolitischen Abgeordneten der LINKEN Bundestagsfraktion, die die Bewerbung der Hansestadt befürworten, stehen in ständigem Kontakt zur Linksfraktion in der Hamburger Bürgerschaft, die dem Anliegen sehr kritisch gegenübersteht und es derzeit ablehnt. Dass die Paralympischen und Olympischen Spiele nicht um jeden Preis nach Hamburg geholt werden sollen, ist trotz unterschiedlicher Positionen allerdings unstrittig.

linksfraktion.de, 1. Oktober 2015