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Mehrfachbeschäftigung in Bayern: Wo ein Job nicht reicht

Nachricht von Susanne Ferschl,

Auswertung der Antwort der Bundesagentur für Arbeit auf Anfrage von Susanne Ferschl, stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE im Bundestag


Zum Stichtag des 31. Dezembers 2020 gingen 695.170 Beschäftigte in Bayern mehreren Jobs nach. Das entspricht einem Anteil von 10,8 Prozent. Im Bundesvergleich landet Bayern damit auf Platz zwei hinter Baden Württemberg (11,1%). Der bundesdeutsche Durchschnitt liegt bei 9,1 Prozent. Ende 2003 waren erst 258.332 Personen in Bayern mehrfachbeschäftigt (5,1%) – damit haben sich sowohl die absolute Zahl als auch der Anteil der Mehrfachbeschäftigten in weniger als 20 Jahren mehr als verdoppelt.

In Bayern war Ende 2020 die häufigste Form der Mehrfachbeschäftigung die Kombination aus sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung und mindestens einer zusätzlichen geringfügigen Beschäftigung. Auf 601.202 Beschäftigte traf das zu. Einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis mit mindestens einer weiteren sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung gingen 68.893 Personen nach. Auffällig ist, dass diese Zahl im Vergleich zu 2019 gestiegen ist, während ansonsten (vermutlich coronabedingt) leicht rückläufige Zahlen zu beobachten sind.

Weiterhin zu nennen ist die Ergänzung einer ausschließlich geringfügigen Beschäftigung mit mindestens einer weiteren geringfügigen Beschäftigung – mit 38.355 Beschäftigten ist dies der niedrigste Wert seit 2006, obwohl der Anteil dieser an allen ausschließlich geringfügig Beschäftigten mit 5,5 Prozent nur einen geringen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr (5,9%) aufweist.

In einigen Regionen ist die Quote mit mehr als 13 Prozent besonders hoch: Dies trifft zu für Rosenheim (13,1%), Bad Tölz-Wolfratshausen (14,1%), Dachau (13,3%), Ebersberg (13,2%), Erding (14,1%), Freising (13,6%), Garmisch-Partenkirchen (15,0%), Miesbach (13,8%), Kempten (13,1%), Memmingen (13,3%) und das Oberallgäu (13,4%).

Bayern gliedert sich dabei in ein interessantes Bild ein: Zwischen den neuen und den alten Bundesländern zeigen sich markante Unterschiede. Auffällig ist, dass eine Korrelation zwischen der Quote der Mehrfachbeschäftigten und der Niedriglohnquote, die die Bundesregierung in ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage »Niedriglöhne in Deutschland« (BT-Drs. 19/31814) von Susanne Ferschl u.a. und der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag angibt.

Dazu erklärt Susanne Ferschl, stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE im Bundestag:

"Während im Osten Niedriglöhne an der Tagesordnung sind, reicht auch im Westen und gerade im teuren Süden das Einkommen von einem Job nicht mehr zum Leben. Wenn Menschen, um über die Runden zu kommen, einen Zweitjob benötigen, haben wir ein entschiedenes Problem.

DIE LINKE will für ein gutes Einkommen sorgen. Dazu sind eine Stärkung der Tarifbindung, eine Erhöhung des Mindestlohnes auf 13 Euro und gute Arbeit notwendig. Denn prekäre Arbeitsverhältnisse wie Leiharbeit und Befristung sind nicht nur unsicher, sondern häufig deutlich schlechter bezahlt. Die finanzielle Not der Beschäftigten ist meist der Grund, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu einer Mehrfachbeschäftigung gezwungen sind. Das wollen wir ändern."