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Arbeiter:innen und Angestellte verschiedener Berufsgruppen

Leiharbeit ist und bleibt Lohndumping

Nachricht von Susanne Ferschl,

Nahezu zwei Drittel der Leiharbeitskräfte in Vollzeit haben ein Einkommen unterhalb der Niedriglohnschwelle und verdienen weniger als 2.344 Euro pro Monat (61,2%). Der Anteil an Niedriglohnbeziehenden liegt somit mehr als drei Mal über dem Wert in der Gesamtwirtschaft (18,1%). Die Medianentgelte von Leiharbeitskräften (2.083€) liegen 1.433 Euro (-40,8%) unter denen der Gesamtheit an Arbeitskräften (3.516€). Von den knapp 620.000 (619.841) Leiharbeitskräften, deren Daten zum Stichtag 31.12.2021 in die Statistik eingeflossen sind, liegt das Medianentgelt lediglich für 26.091 (4,2%) Beschäftigte in drei Berufshauptgruppen über dem Wert der Gesamtbeschäftigten der Berufshauptgruppe. Für die anderen (593.750 (95,8%)) Beschäftigten liegt das Medianentgelt unter dem Wert der Vergleichsgruppe.

Leiharbeit ist keine Brücke in den 1. Arbeitsmarkt. 90 Tage nach Beendigung des Leiharbeitsverhältnisses sind immer noch 34,0% der Leiharbeitenden arbeitslos. 23,1% finden eine Anstellung in der Leiharbeit und 5,4% in einer geringfügigen Beschäftigung. Nur 37,4% finden einen Arbeitsplatz außerhalb der Leiharbeit. Die Menschen, die in Leiharbeitsverhältnissen beschäftigt sind, sind keineswegs ausschließlich Menschen ohne Berufsabschluss. Ganz im Gegenteil – mehr als 60 Prozent (60,1%) haben einen beruflichen oder akademischen Abschluss. Viele dieser Menschen (45,7%) arbeiten unterhalb ihrer formalen Qualifikation.

Die gesetzliche Höchstüberlassungsdauer für Beschäftigte liegt bei 18 Monaten. „Bei einer vorübergehenden Arbeitnehmerüberlassung kann in einem Tarifvertrag der Tarifvertragsparteien der Einsatzbranche abweichend von der gesetzlich zulässigen Dauer von 18 Monaten eine andere Überlassungshöchstdauer vereinbart werden“. Von den beendeten Beschäftigungsverhältnissen im Zeitraum von April 2021 bis März 2022 wur- den 12,4 Prozent erst nach 18 Monaten beendet. Das betrifft 166.000 Leiharbeitskräfte.

Besonders ausländische Beschäftigte arbeiten immer häufiger als Leiharbeitskräfte. Von 2016 bis 2022 ist ihr Anteil an den Gesamtleiharbeitskräften von 26,6% auf 43,0% gestiegen. Ausländische Leiharbeitskräfte verdienen noch einmal weniger als deutsche Leiharbeitskräfte. Das Medianentgelt liegt mit 1.863 Euro fast 500 Euro (470€) unter dem von deutschen Leiharbeitskräften. 75,8 Prozent der ausländischen Leiharbeitskräfte erhält einen Lohn unterhalb der Niedriglohnschwelle.

Diese Zahlen bewertet Susanne Ferschl zusammenfassend:

„Von Leiharbeit profitieren alleine die Unternehmen. Die Beschäftigten aber stecken zwischen Kurz-Einsätzen und Arbeitslosigkeit im Niedriglohn-Sumpf fest und werden in Krisenzeiten als erstes vor die Tür gesetzt. Dass gesetzliche Mindeststandards durch Tarifvertrag unterschritten werden können, ist ein Problem. Die Bundesregierung muss die tariflichen Ausnahmeregelungen hier rückgängig machen. Denn obwohl fast die gesamte Branche unter einen Tarifvertrag fällt, können viele Leiharbeitskräfte von gleichem Lohn für gleiche Arbeit nur träumen. DIE LINKE will Equal Pay ab dem ersten Einsatztag und einen Flexibilitätszuschlag. Langfristig wollen wir Leiharbeit abschaffen, denn sie ist das Gegenteil von guter Arbeit.“

 

 

Hintergrund und Auswertung der kleinen Anfrage