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Kurier-Express-Paketdienste wachsen auf Kosten der Beschäftigten

Nachricht von Pascal Meiser,

Der Online-Handel boomt. Zigtausende Pakete und Päckchen müssen täglich zu den Kundinnen und Kunden in Deutschland und weltweit zugestellt werden. Hiervon profitiert auch die Branche der Kurier-Express-Paketdienste (kurz: KEP). Im Jahr 2016 wurden in Deutschland über 6 Milliarden KEP-Sendungen auf den Weg gebracht. Im Jahr 2016 wurden auf dem KEP-Markt insgesamt Umsätze von rund 21 Milliarden Euro generiert.1 Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten hat seit 2008 um 77.000 Personen zugenommen. Doch dahinter verbirgt sich vor allem ein weit überdurchschnittlicher Zuwachs atypischer Beschäftigung wie Leiharbeiter oder Teilzeitarbeit. Waren im Jahr 2013 rund 180.000 Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter in der KEP-Branche beschäftigt, so waren es im Juni 2017 bereits 254.000 (+41%). Es verwundert deshalb nicht, dass seit Ende 2008 das mittlere Bruttoarbeitsentgelte von sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten in der KEP-Branche von 2.937 Euro um über 400 Euro bzw. 15,5 Prozent auf 2.507 Euro Ende 2016 zurückgegangen ist. Zugleich ist der Anteil der Niedriglohnbeziehenden in der KEP-Branche deutlich nach oben geschnellt und zwar von 23 Prozent Ende 2008 auf 31 Prozent Ende 2016 (+34%). Vieles deutet also daraufhin, dass die zu beobachtende überdurchschnittliche Zunahme prekärer Beschäftigungsverhältnisse in der KEP-Branche auch auf die Löhne negativ durchgeschlagen hat. Zugleich sind branchenbedingt viele Beschäftigte von Wochenend-, Nacht- oder Schichtarbeit betroffen. Mehr als die Hälfte der Beschäftigten in der KEP-Branche müssen zu untypischen Arbeitszeiten Pakete stapeln, Päckchen ausliefern oder Expresspost zustellen. Immer schlechterer Verdienst und das bei stark belastendenden Arbeitsbedingungen, die auf  die Gesundheit gehen – das ist der aktuelle Trend der Arbeitsbedingungen in der KEP-Branche.

"Der brutale Wettbewerb um die Milliarden im Bereich der Kurier-, Express- und Paketdienste wird immer rücksichtsloser auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen",  erklärt der gewerkschaftspolitische Sprecher der Fraktion DIE LINKE im Bundestag Pascal Meiser, "Der Rückgang der Löhne um über 400 Euro in nur acht Jahren zeigt eindringlich, dass erheblicher Handlungsbedarf besteht. Die negativen Folgen der rücksichtlosen Deregulierung der Postdienstleistungen für Beschäftigte wie für Kundinnen und Kunden treten auch in diesem Bereich immer offenkundiger zutage. Die Bundesregierung und die zuständigen Aufsichtsbehörden haben diesem Treiben viel zu lange zugesehen. Sie müssen jetzt handeln. Der Missbrauch von Leiharbeit, Befristungen und Mini-Jobs zur Lohndrückerei muss gestoppt werden. Um den ruinösen Preisdruck zu beenden, braucht es dringend allgemeinverbindliche Tarifverträge. Zumindest die tariflichen Mindestlöhne müssen in der Branche endlich für alle gelten, auch für aus dem Ausland entsandte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer."

 

Weitere Ergebnisse finden Sie im anhängenden PDF.

Antworten der Bundesregierung auf Kleine Anfrage "Arbeitsbedingungen bei Kurier-, Express- und Postdiensten sowie der Deutschen Post AG (PDF)


1 Vgl. Unterrichtung durch die Bundesregierung. Tätigkeitsbericht der Bundesnetzagentur – Post 2016/2017 Mit Sondergutachten der Monopolkommission – Post 2017: Privilegien abbauen, Regulierung effektiv gestalten! BT-Drs. 19/169, S. 20ff.