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Ein Junge guckt ernst, im Hintergrund andere Jugendliche

Jugendverbände durch Corona deutlich geschwächt

Nachricht von Heidi Reichinnek,

In Deutschland gibt es immer weniger ehrenamtliche Mitarbeiter in der Jugendarbeit: Während 2019 noch knapp 33.000 sogenannte Jugendleitercards (Juleicas) neu ausgestellt wurden, waren es 2020 und 2021 nur noch jeweils gut 20.000, wie aus einer Antwort des Bundesfamilienministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion hervorgeht.

Die Arbeit der Jugendverbände lebt vor allem durch ehrenamtliches und freiwilliges Engagement junger Menschen. Mit der Coronakrise ist das freiwillige Engagement massiv eingebrochen und eine Trendwende ist nicht in Sicht. Auf eine schriftliche Frage von Heidi Reichinnek, Sprecherin für Kinder- und Jugendpolitik der Fraktion DIE LINKE, räumt die Bundesregierung nun einen deutlichen coronabedingten Mangel an ehrenamtlichen Jugendleiterinnen und Jugendleitern ein. Als Gradmesser gilt die Anzahl der Ehrenamtlichen, die über eine so genannten Jugendleiter-Karte (Juleica) verfügen. 

Heidi Reichinnek: „Der Handlungsbedarf in der Kinder- und Jugendpolitik war bereits vor Corona enorm und was tut die Bundesregierung? Sie kürzt die Mittel für die Jugendverbandsarbeit um ein Drittel auf 26,5 Millionen Euro trotz riesiger Bedarfe und Inflation. Statt in die Jugend zu investieren, wird ihr die Zukunft weggespart, ob in der Jugendverbandsarbeit, den SprachKitas oder den Frühen Hilfen. Deshalb fordern wir statt eines Sparhaushalts eine stärkere Unterstützung von Jugendarbeit. Ehrenamtliches Engagement junger Menschen darf nicht kaputtgespart werden.“

Während 2019 noch knapp 33.000 Juleicas ausgestellt werden konnten, waren es 2020 und 2021 nur noch 20.000 bzw. 21.000. Im Ergebnis stehen weniger qualifizierte Ehrenamtliche zur Verfügung. Eine sich andeutende Trendwende stellt nach Aussage der Bundesregierung keine Rückkehr zum Status Quo von vor Corona sicher: „Wenn man die Zahl der gültigen Juleicas betrachtet, wird deutlich, dass die 2022 im Vergleich zu den Coronajahren 2020 und 2021 wieder gestiegenen Druckzahlen die fehlenden Ausbildungen und Kartenausstellungen der vergangenen beiden Jahre nicht kompensieren können: Während vor der Pandemie normalerweise fast 100.000 Personen eine gültige Juleica besaßen, sind es aktuell nur etwa 70.000 Karten-Inhaberinnen und Karteninhaber,“ so die Bundesregierung. 

Die Juleica erhalten ehrenamtlich Aktive nach einer mindestens 30-stündigen Ausbildung zuzüglich eines Ersten-Hilfe-Kurses. Nach drei Jahren muss ein Auffrischungskurs besucht werden, anderweitig verfällt die Juleica. Sie dient als Qualifikationsnachweis und sichert Standards in der ehrenamtlichen Jugendarbeit. Hierzu zählen beispielsweise Jugendfreizeiten oder Freizeitangebote wie Gruppennachmittage in Jugendverbänden. Der massive Rückgang bei der Ausstellung der Juleicas hat insbesondere damit zu tun, dass unter Corona-Bedingungen deutlich weniger Ferienfreizeiten und andere Angebote wie auch Juleica-Lehrgänge möglich waren. Diese negative Entwicklung hat Folgen für die Aufrechterhaltung der Angebote. Der Entwurf des Bundeshaushaltes sieht zudem eine weitere Reduzierung der Mittel für die Jugendverbandsarbeit vor.


Quellen [PDF]