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In den vielen Vereinen tobt der Löw(e)

Im Wortlaut von Katrin Kunert,

Von Katrin Kunert, sportpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag

Wenn es am Samstag in Port Elizabeth für Deutschland um Platz drei geht, sind die Tränen der Enttäuschung bei Fans und Spielern getrocknet. Konzentration auf das letzte WM-Spiel der Deutschen ist angesagt.

Und wenn in vergangenen Jahren die Fußballer nach großen Turnieren oft Ratlosigkeit hinterließen, ist es diesmal anders. Diese junge Mannschaft und der akribische Bundestrainer mit seinem Stab hinterlassen ein gutes Gefühl. Diese Mannschaft ist nicht nur an Jahren jung, sie spielt auch erst seit kurzer Zeit. Und sie spielt erfrischend, leichtfüßig, voller Energie und erfolgreich. Die Jungs sind sympathisch und zeichnen eine bescheidenere Fußballergeneration als in den neunziger Jahren. Gut, sie werden allesamt super bezahlt, haben aber keine große Klappe und Allüren. Deshalb muss die Bilanz dieser WM in Südafrika aus deutscher Sicht positiv ausfallen. Sie haben im K.o.-System England und Argentinien ausgeschaltet. Sie machen einfach Lust auf mehr.

Ich bin dafür, dass diese Mannschaft und ihr Trainer in die Verlängerung gehen. 1972 wurde Deutschland Europameister, 1974 Weltmeister und aus linker Sicht ist der Weg vorgezeichnet. 2012 in Polen und der Ukraine werden wir Europameister, und 2014 in Brasilien bei den 20. Weltmeisterschaften holen wir den Pokal.

Während die Fußballer durch ihre positive Ausstrahlung unbedingt in die Verlängerung müssen, gibt es wie so häufig im Leben auch bei diesem Erfolg der Deutschen Trittbrettfahrer. Die Männercombo, die Lenas Eurovisionshit zur Fußballhymne umschrieb, fand ich ja noch top. Als ich aber fast auf die Atomlobby hereingefallen wäre, verging mein Strahlen. Vor dem Bahnhof Friedrichstraße in Berlin wurden in dieser Woche Deutschlandfahnen verteilt. Auf der Rückseite warben Unternehmen mit einer gefährlichen Ausstrahlung auch für eine Verlängerung - für die der Laufzeiten von Atomkraftwerken.

Bleiben wir aber bei der positiven Ausstrahlung des Fußballs. Der DFB hat in den vergangen Jahren verstärkt den Kinder- und Jugendfußball gefördert. Etliche Spieler der jetzigen Nationalelf sind auf eine Eliteschule - man kann auch Sportschule dazu sagen - gegangen. Sie wurden durch ein spezielles Sichtungssystem entdeckt. Eine auf die Person zugeschnittene Förderung brachten Schule, Training und Spiel unter einen Hut.

Der DFB verstärkt auch sein Engagement gegen Rassismus. Vielfältige Projekte wurden und werden durchgeführt, in denen immer bei den Jüngsten angesetzt wird. Fan-Projekte, die gemeinsam mit Kommunen und Vereinen seit einigen Jahren erfolgreich durchgeführt werden, sind wirksam gegen Gewalt im Fußball. Die Fans sind wichtig bei der Gewaltprävention. Auch das im Fußball sehr heikle Thema Homosexualität wird durch den DFB-Präsidenten auf die Tagesordnung gesetzt. Und so gibt es viele positive Beispiele, dass der Fußball von der Spitze seines Verbandes her künftig auf Teamarbeit, Fairness und viel Kinder- und Jugendarbeit setzt.

Dass es im Fußball oft um Summen jenseits der Vorstellung geht, wissen wir. Auch der Verkauf von Spielern hat den Beigeschmack des Menschenhandels. Aber wir wissen auch: Der Sport Fußball ist das Spiegelbild dieser Gesellschaft. Diese Gesellschaft wollen wir verändern, dafür sitzen wir im Bundestag. Schade nur, dass einige erst den Fußball verändern wollen und ihn deshalb ablehnen.

Ich schlage vor, gegen Uruguay Daumen drücken für die Bronzemedaille. Und dann in der Sommerpause auf Fußballtour durch den Wahlkreis gehen. In den vielen Vereinen tobt nämlich der Löwe. In meinem Wahlkreis findet zum zweiten Mal eine Fußball- Akademie statt. Eine Woche lang stehen erfolgreiche Trainer den jüngsten für Training, Regelkunde und viel Spaß zur Verfügung. Und nach dieser WM wollen sie alle den Löw behalten.

linksfraktion.de, 10. Juli 2010