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Glühwein statt Bier?

Im Wortlaut von Katrin Kunert,

Eine überdimensionale Fußball-Plastik in Doha, der Hauptstadt Katars, das 2022 die FIFA-Weltmeisterschaft austrägt, Foto: iStockphoto.com/EdStock

 

Von Katrin Kunert, Sportpolitikerin der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag

 

Noch nie hat es so viel Trubel um die Vergabe einer Fußball-WM gegeben, wie bei der an Katar für das Jahr 2022. Korruptionsvorwürfe wurden laut, da offensichtlich nicht alle Mitglieder des Exekutivkomitees auch alle Bewerbungsunterlagen überhaupt angefordert haben. Anscheinend war die Entscheidung schon vorher gefallen. Damals meinte FIFA-Chef Blatter, “das wertvollste Produkt der FIFA, die WM, komme nun in die Länder oder Regionen der Welt, wo sich noch etwas mehr bewege als der Kommerz”. Auch wurde immer wieder die Frage bemüht, wie ein Land, das seinerzeit auf Weltranglistenplatz 113 rangierte, überhaupt eine WM-Stimmung und somit auch volle Stadien sichern will. Und dann ist das ja noch das Klima in Katar - mit Temperaturen im Sommer um die 45 Grad. Wie soll da vernünftig Fußball gespielt werden?

Jetzt bringt FIFA-Generalsekretär Valcke die Debatte erneut in Gang. Er meint in einem Interview, die WM solle nicht im Sommer stattfinden. Er könne sich vorstellen, dass die WM zwischen dem 15. November und dem 15. Januar stattfindet. Die Frage wird aber sein, November 2021 bis Januar 2022 oder November 2022 bis Januar 2023? Prompt lässt die FIFA-Spitze verlauten, die Entscheidung, wann nun genau die WM stattfinden soll, werde erst nach der Weltmeisterschaft in Brasilien getroffen.

Trotzdem bietet sich mir die Möglichkeit, jetzt über die WM in Katar noch einmal etwas zugespitzt zu sinnieren. Also wenn ich FIFA-Chefin wäre, würde die WM im Sommer 2022 stattfinden, weil:

  1. Die WM 1970 in Mexiko fand unter ähnlichen klimatischen Bedingungen statt, und es wurde klasse Fußball gespielt, die BRD wurde immerhin Vierter.
  2. Katar ist technisch und finanziell in der Lage, Klimazonen zu schaffen, in denen mitteleuropäische Temperaturen herrschen können. Technische Details wurden einer Delegation des Sportausschusses bereits im Januar 2011 vorgestellt. Es sind Zonen mit Membrantechniken geplant. Die Stadien werden entsprechend ausgestattet sein.
  3. Sämtliche Spielpläne in den Ligen der Ländern wie gerade in Europa können einen normalen Zeitplan einhalten - auch in der Bundesliga.
  4. Es gäbe keinerlei Terminkollisionen mit den Olympischen Winterspielen 2022, egal wo diese stattfinden werden.
  5. Die deutsche Trinkkultur würde nicht in Frage gestellt. Bei einer Verschiebung der WM in den Winter würden Glühwein und Jagertee das Bier beim Public Viewing vertreiben.
  6. Fans können finanziell entlastet werden. Bei einer Verlegung der WM in den Winter müssten diese winterfeste Fanbekleidung kaufen.

Was aber künftig viel wichtiger ist: Bei der FIFA müssen Knallharte Kriterien erarbeitet werden, nach denen Weltmeisterschaften vergeben werden. Transparenz ist das alleroberste Gebot.

Die Einhaltung von Menschenrechten, soziale und ökologische  Standards sowie die Frage der Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung in Vorbereitung und Durchführung sportlicher Großereignisse müssen bei der FIFA im Mittelpunkt stehen. Und nicht die Erschließung neuer Märkte auf der Welt.

In einem Punkt ist Katar vorbildlich. Viele ihrer neu zu bauenden Stadien werden nach der WM beispielsweise in afrikanischen Ländern, im Libanon und in Israel wieder aufgebaut, um den Gedanken des Sports beziehungsweise des Fußballs in die Welt zu tragen. Fußball ist Begeisterung. Die Fußball-WM in Katar wird wohl noch oft eine Rolle spielen. Sind wir also gespannt, ob bei der Fußball-WM 2022 Bier oder Glühwein beim Public Viewing getrunken wird. Und welche Bescherung uns dies bringen wird.

 

linksfraktion.de, 8. Januar 2014