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»Es zählt allein die Leistung auf dem Platz«

Im Wortlaut von Katrin Kunert,

Katrin Kunert, sportpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag, zum Ende der Fußball-EM
 

 

 

Die Fußballeuropameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine ist am 1. Juli mit einem spannenden Finale zu Ende gegangen. Spanien ist ein verdienter Sieger, und ich gratuliere von ganzem Herzen zu diesem Erfolg. Europameister 2008, Weltmeister 2010 und nun erneut Europameister 2012 - das ist eine außerordentliche Leistung, die bislang noch kein Team erreicht hat.

Die beiden EM-Gastgeberländer haben bereits in den letzten  Tagen eine positive Bilanz der Veranstaltung gezogen. Viele Besucherinnen und Besucher aus ganz Europa haben die beiden Länder besucht und konnten dabei neue Eindrücke gewinnen. Dass beide Länder nach der Vorrunde bereits ausgeschieden sind, tat der Stimmung keinen Abbruch. Die Fanmeilen waren weiterhin gut gefüllt und die vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer waren hilfsbereit und freundlich. Ob die Ukraine weiterhin so viele Besucherinnen und Besucher anziehen wird, hängt wohl mit von der politischen Entwicklung des Landes ab. Ich würde mir wünschen, dass die Verantwortlichen des Landes die Chance nutzen, um die Ukraine als weltoffenes und freundliches Land  weiterzuentwickeln.

Leider gab es nicht nur schöne Bilder von diesem Fußballfest. Besonders die Auseinandersetzungen zwischen polnischen und russischen Hooligans in Warschau sind mir dabei in Erinnerung geblieben. Hier hat sich die unschöne Seite des Fußballs gezeigt, mit der wir auch in Deutschland immer wieder zu tun haben. Allerdings habe ich mich sehr gefreut, dass es ein Lob von der deutschen Polizeidelegation für die etwa 15 000 deutschen Fußballfans gab, die überwiegend ein friedliches Fußballfest gefeiert haben.

In den Stadien gab es auch häufiger Zwischenfälle mit Pyrotechnik und auch unsportliches Verhalten der Fans, die zum Beispiel Papierkugeln auf das Spielfeld geworfen haben. Solches Verhalten und bewusste Regelverstöße haben aus meiner Sicht im Sport keinen Platz. Ich begrüße es daher außerordentlich, dass die UEFA mehrere Verfahren eingeleitet hat und die Vorkommnisse konsequent verfolgt.

Besonders erschüttert war ich über die Zwischenfälle mit rassistischem Hintergrund. Sei es eine Reichskriegsflagge im Stadion oder entsprechende Schmierereien in den Austragungsorten. Gerade in den Spielorten der Ukraine, die zugleich Gedenkstätte sind und an die schrecklichen Ereignisse während des Zweiten Weltkrieges erinnern sollen, sind solche Schmierereien menschenverachtend und zeugen von Hass und Dummheit derjenigen, die das getan haben.

Auch die rassistische Hetze gegen Mesut Özil im Internet macht mich traurig. Mesut Özil ist in Deutschland geboren und hat türkische Wurzeln. Gerade im Sport geht es nicht darum, woher jemand kommt, sondern es zählt allein die Leistung auf dem Platz. Mesut Özil hat während dieser Europameisterschaft wieder sehr gut gespielt und damit bewiesen, dass er seinen Platz in der deutschen Fußballnationalmannschaft verdient. Er ist ein hervorragender Fußballer und ein Symbol für gelungene Integration. Außerdem ist er ein Vorbild für viele Kinder und Jugendliche. Erneut hat sich jedoch gezeigt: Im Kampf gegen Rassismus muss noch viel getan werden. Wir dürfen nicht aufhören aufzuklären, um Hass, Gewalt und Diskriminierung aus den Köpfen einiger Menschen und damit aus den Fußballstadien und der Gesellschaft zu verbannen. 

Insgesamt überwogen bei der Fußballeuropameisterschaft in Polen und der Ukraine aber die schönen Erlebnisse. Glücklicherweise war dieses Ereignis auch noch nicht der Abschluss des Sportjahres 2012, sondern vielmehr erst der Auftakt für weitere sportliche Höhepunkte. Am 27. Juli 2012 beginnen die Olympischen Sommerspiele in London. Einige Wochen später finden die Paralympischen Sommerspiele statt, auf die ich mich besonders freue, da ich sie live vor Ort erleben werde. Ich freue mich darauf, wenn Athletinnen und Athleten aus der ganzen Welt zusammenkommen, um ihre sportlichen Leistungen unter Beweis zu stellen. Neben spannenden sportlichen Wettkämpfen wünsche ich mir für London insbesondere friedliche und saubere Spiele.  
linksfraktion.de, 2. Juli 2012