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Der Ruf nach dem sauberen Sport

Im Wortlaut von Katrin Kunert,

Von Katrin Kunert, sportpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag




Wie viele Menschen schauen mit großer Begeisterung auf sportliche Ereignisse und sind dann bitter enttäuscht, wenn sich Rekorde und Strapazen als manipuliert erweisen? Große Helden sind längst gefallen, weil sie zu unlauteren Mitteln gegriffen haben, um zu sportlichem Lorbeer zu gelangen. Ist die Faszination, die vom Sport ausgeht, heute überhaupt noch gerechtfertigt?

Kommerzialisierung und Medienpräsenz haben den Leistungssport grundlegend verändert. Leistungsdruck und damit einhergehende Ängste oder Depressionen sind gängige Begleiterscheinungen des Hochleistungsbetriebes geworden. Dies bestätigte zuletzt eine von der Deutschen Sporthilfe in Auftrag gegeben Studie.

Doping ist demnach nicht selten eine Folge aus all dem, zu dem der Sport in den vergangenen Jahren geworden ist. Wenn Funktionäre und Sportpolitiker nach einem sauberen Sport rufen, erscheint dies vor den geschilderten Hintergründen entweder naiv oder zeugt von einer doppelten Moral. Aber es wäre zu einfach, jetzt auf den verkommenen Spitzensport zu schimpfen, die Förderung beim kleinsten Vorfall einzustellen und resigniert die Hände in den Schoß zu legen.

Lässt sich der Spitzensport wieder in Dimensionen zurückholen, die nicht derart utopisch sind, dass sie von normalen menschlichen Wesen gar nicht erreicht werden könnten? Diese Frage muss man sowohl Veranstaltern, Medien als auch Wissenschaftlern stellen, die ununterbrochen nach neuen Wegen für die Athletinnen und Athleten forschen.

Ist es möglich, den Sportlerinnen und Sportlern ihre Zukunfts- und Versagensängste zu nehmen, sodass Doping überflüssig werden könnte? An dieser Stelle ist unseres Erachtens die Politik gefragt. Noch ist es im Rahmen der Sportförderung hierzulande mitnichten gelungen, die "Duale Karriere" als einen selbstverständlichen Bestandteil des Systems zu etablieren. Wären die Sportlerinnen und Sportler für die Zeit nach dem Sport abgesichert, wäre die Versuchung zu betrügen vermutlich deutlich geringer.

Wegen der derzeit ans Tageslicht kommenden Dopingvergehen wird die Frage, ob ein härteres Anti-Doping-Gesetz abschreckend auf Sportlerinnen und Sportler wirkt, wieder verstärkt diskutiert. DIE LINKE stellt sich der Debatte, wir haben uns mit Experten getroffen und Für und Wider gegeneinander abgewogen. Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen und wir werden ihn fortsetzen, da wir zu einem fundierten Ergebnis kommen möchten.

Wenn wir den Anti-Dopingkampf dem Sport selbst überlassen, haben wir in der Vergangenheit leider feststellen müssen, sind die Ergebnisse selten wirklich überzeugend. Deshalb ist es auch nicht nachvollziehbar, dass sich insbesondere der Deutsche Olympische Sportbund einem Straftatbestand "Betrug durch Doping" so vehement in den Weg stellt. Die obersten Sportfunktionäre pochen auf die Autonomie des Sports und verkennen dabei, dass der Leistungssport an Anerkennung verliert, wenn er durch immer wiederkehrende Dopingaffären schlingert.

Es gibt also noch viele Baustellen auf dem Feld "Betrug durch Doping im Sport". DIE LINKE ist auf jeden Fall dabei, wenn es darum geht, hier Lösungen zu finden.

linksfraktion.de, 19. Juli 2013