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Vor einem Schwimmbecken eines Freibades steht ein Schild mit der Aufschrift Gesperrt © picture alliance/JOKERFoto: picture alliance/JOKER

Bundesregierung muss endlich gegen das Bädersterben und steigende Nichtschwimmerzahlen aktiv werden

Im Wortlaut von Jan Korte,

Von Jan Korte, Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion DIE LINKE.


Der Sommer und die Ferien sind da und viele Familien zieht es in Schwimm- und Freibäder oder an Seen, Flüsse und das Meer. Doch der Weg zum Schwimmvergnügen ist häufig schwerer als gedacht. Denn viele Bäder in Deutschland sind marode oder geschlossen, ihre Öffnungszeiten eingeschränkt. Und ein weiteres Problem ist akut: Durch die Corona-Pandemie war nahezu jedes Schwimmbad über ein Jahr lang geschlossen und der komplette Schwimmunterricht fiel aus.

Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) e. V. hat deswegen vor Beginn der Badesaison eindringlich vor den Folgen der Corona-Pandemie und steigender Nichtschwimmerzahlen gewarnt. Aber das Problem ist nicht neu: Seit dem Jahr 2000, als es deutschlandweit noch rund 7.800 Schwimmbäder gab, wurden jährlich durchschnittlich 80 Bäder geschlossen und ein Ende ist nicht abzusehen. Die Folge: Immer weniger Menschen lernen schwimmen und dort, wo es noch Angebote gibt, werden die Wartelisten immer länger. Schon vor Corona hat es aufgrund seit Jahren sinkender Schwimmhallenkapazitäten hinten und vorne nicht genügend Schwimmkurse gegeben. Auch die Situation an den Schulen ist seit langem dramatisch. Laut DLRG können 25 Prozent der Grundschulen keinen Schwimmunterricht mehr anbieten – auch hier fehlt schlichtweg der Zugang zu einem Bad. Gleichzeitig bedeutet das laut einer Forsa-Umfrage: 59 Prozent der Zehnjährigen sind keine sicheren Schwimmer. Und das kann tödlich enden: Allein im Jahr 2020 starben 378 Menschen an Badeunfällen.

Anstatt also endlich aktiv zu werden, bundesweit mehr für die Rettung von Schwimmbädern zu tun und den Schwimmunterricht zu fördern, betreibt die Bundesregierung weiter nur Flickschusterei und schiebt die Verantwortung an die eh schon klammen Kommunen ab. Doch Schwimmbäder gehören zur öffentlichen Daseinsvorsorge und der Bund kann und darf sich hier nicht aus der Verantwortung stehlen.

Die DLRG beziffert den akuten Sanierungsbedarf für die Bäder, die noch zu retten sind, auf 4,5 Milliarden Euro. Und selbst davon wäre noch kein einziges dringend benötigtes neues Bad errichtet! Während Union und SPD für eine Handvoll teurer Rüstungsprojekte kürzlich mal so nebenbei 19 Milliarden lockermachen konnten, knausert die Bundesregierung bei der Daseinsvorsorge, wo es nur geht: Jedes Jahr hoffen Städte und Gemeinden darauf, mit Hilfe des Bundes Schwimmbäder und Sportstätten sanieren zu können. Circa zwei Drittel der Kommunen gehen jedoch jedes Jahr leer aus, weil die seit 2015 vom Bund zur Verfügung gestellten 340 Millionen Euro überhaupt nicht ausreichen. DIE LINKE fordert deshalb schon seit Jahren, dass der Bund endlich den kompletten Sanierungsbedarf abdeckt und so dem Bädersterben Einhalt gebietet.

Klar ist schon jetzt: Nach der Corona-Pandemie sind die kommunalen Kassen leer, gleichzeitig werden zwei Jahrgänge wegen der Schließungen nicht schwimmen gelernt haben. Jetzt muss schnell etwas getan werden, damit nicht noch mehr Schwimmbäder für immer schließen. Es wird höchste Zeit für eine Politik, der neue Kampfjets, U-Boote und Kriegsschiffe nicht 55 Mal wichtiger als Schwimmbäder vor Ort sind, in denen Kinder schwimmen lernen können!