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Streik in SüdkoreaFoto: Chris Jung (dpa)

Aus aller Welt: Von Lateinamerika bis Südkorea

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Von der »Pink Tide« in Lateinamerika über Streiks in Großbritannien und Frankreich bis zum Klassenkonflikt in Südkorea: In dieser Rubrik berichten wir von spannenden Ereignissen aus aller Welt.

Pink Tide in Lateinamerika

Halb gewonnen in Chile: Gabriel Boric wurde 2011 während der Studentenproteste bekannt, seit 2022 ist er Chiles Präsident. Dem Land, das nach Pinochets Diktatur zum Versuchslabor des Neoliberalismus wurde, bietet sich eine historische Chance: »Der Neoliberalismus wurde in Chile geboren, und er wird in Chile sterben«, steht an zahlreichen Wänden geschrieben. So schnell ging es jedoch nicht: Die Volksabstimmung für eine neue, progressive Verfassung ist gescheitert. Vierzig Jahre lassen sich nicht in einem Jahr zurückdrehen.

Neue Hoffnung für Brasilien: Lula da Silva löst den faschistischen Präsidenten Jair Bolsonaro ab und formt erneut eine linke Regierung. Neue Gesichter wie die Umweltministerin Marina Silva und die indigene Ministerin Sônia Guajajara sorgen für frischen Wind im Kabinett. Nach der katastrophalen Umweltpolitik von Lulas Vorgänger verspricht die neue Regierung, die Abholzung des Regenwaldes zu stoppen. Doch auch in anderer Hinsicht erweist sich Lula als Hoffnungsträger: Im Krieg Russlands gegen die Ukraine hat er eine Friedensinitiative vorgeschlagen.


England

Die Arbeiterklasse ist zurück: Zum ersten Mal stimmen die Pflegekräfte in den Krankenhäusern in Großbritannien über einen landesweiten Streik ab. Die Post-Beschäftigten der Royal Mail stimmen mit großer Mehrheit für eine Weiter­führung ihrer Streiks, ebenso die Eisenbahnerinnen und Eisenbahner der schlagkräftigen RMT Union. Und auch an den Universitäten wird gestreikt. Aus Angst vor diesen Arbeitskämpfen gegen die Preiskrise hat die konservative Regierung unter Rishi Sunak nun ein Gesetz vorgelegt, um das Streikrecht bei kritischer Infrastruktur einzuschränken. Das wiederum trifft auf energischen Protest. Mick Lynch, Gewerkschaftsführer bei der Eisenbahn, sagte deshalb: »Die Arbeiterklasse ist zurück. Nicht als Idee, sondern als Bewegung.«


Frankreich

Ein Hauch von Generalstreik: In Frankreich protestieren Millionen gegen die Rentenreform des Präsi­denten Emmanuel Macron. Die Regierung will das Rentenalter auf 64 Jahre und 43 volle Beitragsjahre anheben. Die Gewerkschaften und das Linksbündnis Nupes um Jean-Luc Mélenchon riefen zum Protest auf, sogar Stromsperren für Milliardäre hatten Arbeiter der Gewerkschaft CGT angekündigt. Die Rentenreform zählt zu den Kernanliegen des neoliberalen Präsidenten. Nach der Gelbwestenbewegung und den Protesten gegen den Corona-Gesundheitspass ist der nächste Aufstand gegen Macrons Sozialabbau im Gange.


Südkorea

Streik made in Südkorea: Im südkoreanischen Kinoschlager Parasite lehnt sich die Familie eines Nachhilfelehrers gegen ihre reichen Arbeitgeber auf – indem sie sich in deren Haus breitmachen und den Luxus genießen, während die Eigentümer verreist sind. Noch effektiver ist nur der Streik. Seit Monaten streiken die 22.000 organisierten Lkw-Fahrer im Land, seit Anfang des Jahres sogar unbefristet. Das hat globale Liefer­ketten ins Stocken gebracht. Südkorea ist für seine gewerkschaftsfeindliche Politik berüchtigt. Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, dass in Filmen und Serien aus dem Land der Klassenkonflikt so drastisch gezeigt wird, wie sonst nirgendwo.