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Arbeitslosengeld zu gering – Jeder Zehnte muss mit Hartz IV aufstocken

Nachricht von Susanne Ferschl,

Jeder Zehnte Bezieher von Arbeitslosengeld muss mit Hartz IV aufstocken. Das geht aus Daten hervor, die Susanne Ferschl bei der Bundesagentur für Arbeit abgefragt hat. Dadurch, dass viele Menschen lediglich einen Niedriglohn erhalten, fällt die Auszahlung von Arbeitslosengeld I so gering aus, dass die Arbeitslosenversicherungsleistungen nicht ausreicht, um die Zeit zum nächsten Job zu überbrücken. Wer schon von seinem Einkommen kaum leben kann, kommt bei Jobverlust mit seinem ALG I erst recht nicht über die Runden.


Auswertung

  • Die Zahl der Empfänger von Arbeitslosengeld (ALG I) ist seit 2007 um 34 Prozent gesunken von 1.079.941 (2007) auf nur noch 715.031 (2018).
  • Die Zahl derjenigen, die niedrige ALG I-Ansprüche mit der Grundsicherung für Arbeitsuchende aufstockten, ging im selben Zeitraum ebenfalls um 36 Prozent zurück von 107.439 (2007) auf 69.209 (2018).
  • Anteilig blieb die Zahl der Aufstocker in den vergangenen 11 Jahren seit 2007 aber konstant bei um 10 Prozent, da auch die Gesamtzahl der ALG I-Anspruchsberechtigten im selben Zeitraum um ein Drittel zurückgegangen ist.
  • Im Jahresdurchschnitt 2018 stockten 69.209 ALG I-Beziehende ihre geringen Leistungen mit der Grundsicherung für Arbeitsuchende auf – im Bundesdurchschnitt war das jede/r Zehnte Arbeitslosengeldempfänger (9,7 Prozent). 
  • Gut die Hälfte der Aufstockenden (33.100) lebt in Single-Bedarfsgemeinschaften und stocken also nicht wegen ihrer Haushaltsgröße mit der Grundsicherung (Hartz IV) auf, sondern weil das zuvor verdiente Nettoeinkommen und die Bemessungsgrenze des ALG mit 60 Prozent zu niedrig bemessen ist.
  • Im Westen liegt die Zahl der Aufstocker anteilig mit 8,8 Prozent deutlich darunter; im Osten mit 13 Prozent deutlich darüber.
  • In absoluten Zahlen kehrt sich das Verhältnis um: Im Westen stockten im Jahresdurchschnitt 2018 insgesamt 49.104 Personen ihr ALG I mit der Grundsicherung auf, im Osten waren es im selben Zeitraum „nur“ 20.105 Menschen, insgesamt beziehen aber im Osten generell deutlich weniger Menschen ALG I  (154.597 gegenüber 558.512 im Westen).
  • Spitzenreiter im Bundeslandranking ist Berlin, wo jede/r sechste Arbeitslosengeld-beziehende (5.759, 16,2 Prozent) mit der Grundsicherung aufstockt; mehr als die Hälfte davon (2.920) lebt in Single-Bedarfsgemeinschaften (8,2 Prozent)

 

Dazu erklärt Susanne Ferschl, stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag

"Immer weniger Menschen profitieren von der Schutzfunktion der Arbeitslosenversicherung. Trotz Beitragszahlung landen sie direkt oder nach spätestens 12 Monaten im Sanktionsapparat Hartz IV. Diese massive Gerechtigkeitslücke muss besser heute als morgen geschlossen werden. DIE LINKE hat ein schlüssiges Konzept vorgelegt, dass einfach und gerecht ist. Wer jahrelang gearbeitet und Beiträge gezahlt hat, muss auch länger vom Schutz profitieren. Wir wollen das Arbeitslosengeld auf 68 Prozent erhöhen und dafür sorgen, dass Beschäftigte schon nach vier Monaten Beitragszahlungen Ansprüche erwerben. Ein neues Arbeitslosengeld Plus soll im Anschluss an das Arbeitslosengeld Beschäftigte länger im Schutz der Versicherung halten. Und das Beste: die Arbeitgeber müssen sich an der Finanzierung beteiligen. Denn Arbeitslosigkeit ist kein individuelles Risiko, sondern gehört zum Erwerbsleben dazu. Deshalb muss es anständig abgesichert werden."