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Gesetzliche Grundlagen zum Umgang mit kolonialen Raubgütern schaffen 

Pressemitteilung von Brigitte Freihold,

„Der deutsche Kolonialismus war in all seinen Herrschaftsformen ein Verbrechen, das weltweit Gesellschaften und Kulturen zerstört und auch Deutschland selbst tiefgreifend geprägt hat. Die Bundesregierung muss sich ihrer Verantwortung stellen und sich für den Genozid an den Ovaherero und Nama sowie die Beteiligung am transatlantischen Versklavungshandel entschuldigen. Bei allen Objekten aus kolonialen Kontexten, deren rechtmäßiger Erwerb oder Eigentum des über das Kulturgut Verfügenden nicht nachweisbar ist, muss eine Restitution an die ehemaligen Eigentümer oder Nachkommen angeboten werden“, erklärt Brigitte Freihold, Expertin für Erinnerungspolitik der Fraktion DIE LINKE, anlässlich des heutigen Treffens der Kulturminister der Länder und der BKM zum Umgang mit kolonialem Erbe. Freihold weiter:

„Der heutige Eigentumsbegriff des Bürgerlichen Gesetzbuches erfasst nur bedingt die kulturgüterspezifische und historische Bedeutung der geraubten Kulturgüter. Ein Restitutionsgesetz muss mit den tradierten Rechtsvorstellungen brechen, die für gewöhnlichen Mobiliarerwerb gelten und diese durch entsprechende Sonderregelungen für koloniale Kunst- und Kulturgüter ersetzen. 

Hierfür ist es auch notwendig, den bisherigen Leitfaden des Museumsbundes zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten weiterzuentwickeln und gerechte Verfahren für Restitutionen gesetzlich zu verankern. Um die Transparenz der Bestände zu gewährleisten, ist eine umfassende Digitalisierung notwendig, bei der der Bund die Länder auskömmlich finanziell unterstützen muss.

Koloniale Prägungen sind noch immer sichtbar in Form von anhaltendem, institutionellem und strukturellem Rassismus, mangelnder gedenkpolitsicher Aufarbeitung in der schulischen, kulturellen und politischen Bildung und vor allem unzureichender Restitution geraubter Kulturgüter und menschlicher Überreste aus kolonialen Kontexten. Für die koloniale Aufarbeitung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe sind die strukturelle Einbindung und ein Dialog auf Augenhöhe mit den Nachkommen der kolonisierten und versklavten gesellschaftlichen Gruppen zentral.“