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Wut in Speyer

Im Wortlaut von Alexander Ulrich,

Wie in jedem Jahr sind die Mitglieder der Fraktion DIE LINKE während der so genannten Parlamentarischen Sommerpause viel in ihren Wahlkreisen unterwegs. Vor Ort nehmen sie sich der Sorgen und Nöte der Bürgerinnen und Bürger an, besuchen Betriebe und Vereine, engagieren sich für lokale und regionale Anliegen. Auf linksfraktion.de schreiben die Parlamentarierinnen und Parlamentarier über ihren Sommer im Wahlkreis.


Alexander Ulrich (3.v.r.) in Speyer 



Im Rahmen meiner "Sommertour" durch Rheinland-Pfalz machte ich am 9. August in Speyer Station. Dabei zeigten mir die Gespräche mit den Speyrer Bürgern einmal mehr, dass eine eigenartige Stimmungslage bei den meisten Bürgern vorherrscht, die sich zwischen Wut, Angst und Sprachlosigkeit bewegt. 
  Was die Menschen in der Pfalz vor allem umtreibt, ist das Gefühl, dass eine gute Ausbildung, persönliches Engagement und Einsatzwille kaum einen Einfluss auf die Chance auf einen Arbeitsplatz, geschweige denn einen gerecht entlohnten, haben. Die meisten von ihnen teilten die Forderung der Linken nach einem flächendeckenden Mindestlohn. Das würde nach ihrer Aussage ein wenig Sicherheit, vor allem aber ein würdevolles Leben ohne ständige Angst im Nacken, ob es auch für den Monat reicht, ermöglichen.
  Eine ohnmächtige Wut empfanden alle (!) darüber, dass sie, ihre Kinder und Enkelkinder zur Kasse gebeten wurden und auch weiterhin werden, um irgendwelche Finanzmärkte und Banken zu retten, die diese Krise nicht nur verursacht haben, sondern offensichtlich auch nichts daraus gelernt haben beziehungsweise lernen mussten. Sie fragten mich, wo denn die Einschnitte und Regulierungen bei den Krisenverursachern blieben, die von ihnen andauernd eingefordert und erwartet werden. Da braut sich eine aus meiner Sicht für Politik und Demokratie höchst gefährliche Mischung aus Wut, Ohnmacht und Enttäuschung zusammen.

Was ich auch immer wieder zu hören bekam, war die Fassungslosigkeit darüber, dass solche ungerechten Vorgänge und Zustände überhaupt möglich wären. Hätten "die da oben" denn kein Gefühl für Anstand und Gerechtigkeit?
  Das sinnlose Sterben in diesem völlig sinnlosen Krieg in Afghanistan war das dritte wichtige und von vielen angesprochene Thema. Ich erfuhr klare Unterstützung und Zustimmung für unsere von Anfang an skeptische Haltung zum Krieg und dem, was damit überhaupt erreicht werden sollte. Einhellige Meinung: ganz bestimmt nicht Demokratie, Freiheit und der Bau von Mädchenschulen.

Von Alexander Ulrich

linksfraktion.de, 9. August 2011

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