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Vom Kiezfußball in die Hamburger Bürgerschaft

Im Wortlaut von Klaus Ernst,

Wie in jedem Jahr sind die Mitglieder der Fraktion DIE LINKE während der so genannten Parlamentarischen Sommerpause viel in ihren Wahlkreisen unterwegs. Vor Ort nehmen sie sich der Sorgen und Nöte der Bürgerinnen und Bürger an, besuchen Betriebe und Vereine, engagieren sich für lokale und regionale Anliegen. Auf linksfraktion.de schreiben die Parlamentarierinnen und Parlamentarier über ihren Sommer im Wahlkreis.

Kiezverein mit Kultstatus, Betriebsrat und vielen Initiativen: FC St. Pauli
 

Ein Betriebsrat bei einem Fußball-Bundesligisten? Ja, das gibt es wirklich, und zwar beim F.C. St. Pauli. Das musste ich mir genauer anschauen und traf mich deshalb mit dem Betriebsrat und seinem Vorsitzenden Sven Brux am Donnerstag am Millerntor, um mehr über die Betriebsratsarbeit beim Kult-Club zu erfahren.


Als der Verein 2002 mal wieder vor dem finanziellen Ruin stand, beschlossen einige MitarbeiterInnen spontan einen Betriebsrat zu gründen. "Was bei einem mittelständischen Unternehmen eine Selbstverständlichkeit ist, muss erst recht für einen Fußballverein, wie den F.C, St. Pauli gelten“, so Sven Brux, der seit über 20 Jahren für den Verein arbeitet. Rund 50 Männer und Frauen sind fest beim FC St. Pauli angestellt. Dazu kommen weitere 150 bis 200
Beschäftigte, die im Leistungszentrum als Trainer oder Betreuer, im Service-Bereich oder Mitgliederbetreuung arbeiten.


Mittlerweile ist aus dem FC St. Pauli ein wirtschaftlich solider geführter Fußballverein mit klaren Strukturen geworden. Der Stadionumbau wurde in Angriff genommen. Zwei neue
Tribünen sind bereits fertig. Am Ende der Ausbauphase soll das Stadion rund 30.000 Plätze fassen. Und trotzdem ist der FC. St. Pauli mehr als ein Fußballverein: Mit seinen rund 17.000 Mitgliedern auf der ganzen Welt ist er fest im Stadtteil St. Pauli verankert.


Beeindruckt haben mich vor allem die vielfältigen Initiativen, die von den Fans ausgehen. So wird mit dem Projekt Kiez-Kick jugendlichen zwischen sieben und siebzehn Jahren ein kostenloses wöchentliches Training ermöglicht. Für mich war vor allem spannend zu erfahren, wie eng die Fans in die Vereinsarbeit eingebunden sind, denn viel Initiativen und Projekte wären ohne das Engagement der Fans überhaupt nicht möglich. Trotz der Professionalisierung des Vereins in den vergangenen 10 Jahren hat sich der Verein seien Identität des etwas anderen Fußballvereins bewahrt.

 

Besuch bei der Fraktion DIE LINKE. in der Hamburgischen Bürgerschaft


Zu einem Themen- und Meinungsaustausch traf ich mit zum Abschluss meiner Sommertour nach dem Besuch beim F.C. St. Pauli mit der LINKEN Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft im altehrwürdigen Hamburger Rathaus. Mit 6,4 Prozent der Stimmen zog die LINKE erneut wieder mit acht Abgeordneten in die Hamburgische Bürgerschaft ein. Über die Landesliste wurden Dora Heyenn, Christiane Schneider, Kersten Artus wieder in die Bürgerschaft gewählt.


Ebenso konnte die LINKE erneut drei Direktmandate in den Wahlkreisen Hamburg-Mitte, Billstedt und Altona durch Joachim Bischoff, Mehmet Yildiz und Norbert Hackbusch erreichen. Neu in die Bürgerschaft wurden Cansu Özdemir und Heike Sudmann gewählt. Thematisch ging es vor allem über die aktuellen Kürzungen in der Arbeitsmarktpolitik. "Allein in Hamburg werden die Leistungen für die Arbeitsmarktintegration in den kommenden drei Jahren von 180 um fast die Hälfte auf 100 Millionen Euro zusammengestrichen", berichtete mir Joachim Bischoff, der unter anderem für die Arbeitsmarktpolitik in Hamburg zuständig ist.


Eine weitere große Baustelle, so Dora Heyenn, sei die Bildungspolitik. "Mit dem neuen Senat gibt es in Sachen Bildungspolitik einen totalen Stillstand." Überall werde gespart, vor allem an einem gesunden und ausgewogenen Schulessen. Ein wichtiges Kernthema der LINKEN betraf das Volksbegehren zur Rekommunalisierung der Energieversorgung in Hamburg. Allein 116.197 Unterschriften für das Volksbegehren "Unser Hamburg – Unser Netz" wurden zusammen mit einem breiten Bündnis gesammelt. DIE LINKE hat das Bündnis von
Anfang an unterstützt und mehr als 10.000 gesammelte Unterschriften zu diesem Erfolg beigesteuert. DIE LINKE in Hamburg will jetzt weiter Druck machen, dass der Volksentscheid genauso eindrucksvoll ausfällt wie das jetzt zu Ende gegangene Volksbegehren. Denn noch sperren sich Olaf Scholz und sein Senat gegen einen hundertprozentigen Rückkauf des Energienetzes in Hamburg.

Von Klaus Ernst

linksfraktion.de, 28. Juli 2011

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