Zum Hauptinhalt springen

»Urlaubsgeld für alle – ist das machbar?«

Nachricht,

Foto: © Uwe Steinert

 

Kerstin Kassner, Sprecherin für Tourismuspolitik und Mitglied im Tourismusausschuss, lud stellvertretend für die Fraktion DIE LINKE am 5. März 2015 auf der Internationalen Tourismusbörse ITB zu einer Podiumsdiskussion zum Thema "Reisen für alle" ein. Dabei diskutierten Katja Kipping (Parteivorsitzende DIE LINKE), Iris Gleicke (Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft), Dr. Ulrich Schneider (Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Verbands) und Petra Mackroth (Referatsleiterin für Familienreisen im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) Aspekte zum Thema "Urlaubsgeld für Alle – ist das machbar?". Moderiert wurde die Veranstaltung vom Medienjournalisten Tim van Beveren.

Den eigenen Horizont erweitern

In ihrem kurzen Eröffnungsstatement verwies Kerstin Kassner auf die Bedeutung, die die Fraktion DIE LINKE dem Thema "Reisen für alle" beimisst. Dabei seien vor allem Reisen für Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen sowie Reisen für Kinder und Jugendliche zentrale Themenfelder, denn Reisen bildet. Daher ist es besonders wichtig, vor allem Kindern möglichst schon im Kindergartenalter, spätestens aber in der Schule die Möglichkeit zum Reisen und damit zur Erweiterung des eigenen Horizonts zu geben. Da dafür jedoch viele Voraussetzungen erfüllt sein müssen, bot die Podiumsdiskussion den Raum, um neue Lösungsansätze zu diskutieren.

Erschreckende Sozialstatistik

Zwar maßen alle dem Thema große Bedeutung bei, doch offenbarte die Debatte hinsichtlich der Ausgestaltung doch deutliche Meinungsunterschiede zwischen den Diskutanten.

7 Millionen Menschen leben von Transferleistungen, 3 Millionen Kinder sind von Armut betroffen, 25 bis 40 Prozent der Bevölkerung sind nach der letzten Rentenreform von Armutsrisiko bedroht. Vor dem Hintergrund dieser erschreckenden Sozialstatistik warb Katja Kipping noch einmal für ihr Modell eines Urlaubsgelds für alle Menschen mit einem geringen Einkommen. Demgegenüber sahen die Vertreterinnen der Bundesministerien Iris Gleicke und Petra Mackroth den Lösungsansatz vor allem in einem Dialog mit der Tourismuswirtschaft. Man müsse dahingehend wirken, Angebote von kommerziellen und sozialen Trägern zu schaffen, damit Kindern und Jugendlichen Reisen kostengünstig ermöglicht werden könne. Vor allem über die Sinnhaftigkeit der Staffelung von Preisen müsse man mit der Tourismuswirtschaft reden, denn vor allem in den Ferienzeiten würden die Preise für Unterkünfte etc. deutlich ansteigen.

Jugendverbände unterstützen, Kommunen entlasten

Ein weiteres zentrales Thema innerhalb der Finanzierungsdiskussion wurde von Dr. Ulrich Schneider aufgegriffen: die finanzielle Ungleichheit zwischen den Kommunen. So ist die Unterstützung von Jugendverbandsarbeit innerhalb von finanzstarken Kommunen deutlich besser gestellt als in klammen Kommunen, bei denen Leistungen für Kinder- und Jugendreisen aus purem Geldmangel gestrichen werden. Er fordert daher, im Kinder- und Jugendhilfegesetz eine Regelung zu verankern, die Jugendreisen als zwingende pädagogische Maßnahme mindestens einmal im Jahr vorschreibt. "Hier brauchen wir einen Rechtsanspruch."

»Urlaubsgeld« reicht nicht, Rentensystem auf den Prüfstand

Abschließend wurde noch einmal das Thema „Reisen im Alter“ aufgegriffen. Besonders vor dem Hintergrund, dass nach der letzten Rentenreform nunmehr 25 bis 40 Prozent der Bevölkerung ab dem Jahr 2030 von Altersarmut betroffen sein wird, muss auch über diese Bevölkerungsgruppe und ihren Anspruch auf Reise und Erholung gesprochen werden. Wie Katja Kipping hier bemerkte, ist es hinsichtlich der Rente jedoch nicht mit ein Paar Förderprogrammen und Urlaubsgeld getan. Hier gehöre noch einmal das Rentensystem als Ganzes auf den Prüfstand. Die gesetzliche Rente müsse wieder gestärkt, die Rentenkürzungen zurückgenommen und eine solidarische Mindestrente eingeführt werden.

 

linksfraktion.de, 10. März 2015