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Unser heutiger Lebensstil führt die Menschheit in die Wüste

Im Wortlaut von Eva-Maria Schreiber,

Dürre, Abholzung, Wüstenbildung – Armut, Hunger, Flucht: Der Klimawandel setzt eine fatale Verkettung in Gang, die heute vor allem das Leben der Menschen im Globalen Süden bedroht. Heute sind bereits rund 60 Millionen Menschen weltweit durch diese Entwicklung akut gefährdet.

Im südlichen Afrika steigen die Temperaturen doppelt so schnell wie im Rest der Welt. Gleichzeitig zählen die meisten der betroffenen Staaten zu den ärmsten der Welt. Heuschreckenplage und Corona kommen hinzu. Die Vereinten Nationen sprechen bereits von der schlimmsten Hungerkatastrophe seit 35 Jahren.

Doch während die Corona-Krise zum stärksten Rückgang der CO²-Emissionen seit dem Zweiten Weltkrieg geführt hat, sind die Regierungen weltweit bis heute nicht bereit, wirksame Maßnahmen gegen den Klimawandel umzusetzen. Bis heute gibt es beispielsweise weder eine Kerosinsteuer noch ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen- um nur zwei profane Beispiele zu nennen.

Und obwohl etwa in Brasilien in den ersten vier Monaten diesen Jahres insgesamt die gigantische Fläche von 120.000 Fussballfeldern (1200 km²) abgeholzt wurde, beharrt die EU weiterhin unbeirrt auf dem Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay in seiner jetzigen Fassung.

Die EU ist größter Abnehmer der Soja-Produzenten, die vor Ort die Brandrodungen zur Ausbreitung ihrer Agrarflächen nutzen. Dabei gibt es international umfassende Kritik von Nichtregierungsorganisationen und Umweltverbänden, dass das Abkommen sowohl die Ungleichheit zwischen den Wirtschaftsblöcken als auch den Raubbau am Regenwald verschärfen wird. Dennoch hat die Bundesregierung die Ratifizierung des Mercosur-Abkommens zu einem Schwerpunkt ihrer kommenden EU-Ratspräsidentschaft gemacht.

Hüben wie drüben gilt immer noch: Wirtschaftsinteressen und Profite haben Vorrang vor Klimaschutz. Selbst die umfassenden Proteste der „Fridays für Future“-Bewegung, selbst das historische Reißen der 40 Grad-Celsius-Marke im letzten Sommer in Deutschland hat bisher bei den Regierungsmitgliedern leider große Wirkung gezeigt.

Um die Desertifikation von Böden erfolgreich aufzuhalten, gibt es neben grundsätzlichen Ansätzen wie der Abkehr vom Wachstumsdogma und der industriellen Landwirtschaft oder der radikalen Reduktion des CO²-Ausstosses aber auch niedrigschwelligere Mittel. Überweidung und die intensive Anwendung nichtorganischer Dünger brennen Böden zu schnell aus. Gerade die industrielle landwirtschaftliche Produktion ist weltweit einer der Hauptverursacher von schwindender Bodenfruchtbarkeit und Bodenzerstörung. Überproportionaler und falscher Einsatz von Mineraldünger haben diese Entwicklung vorangetrieben. Ebenso einen Teil zur Rettung der Böden beitragen können die Reduktion des Fleischkonsums, Wiederaufforstungsprogramme, die Förderung von Wasserspeicherungstechnologien oder der kleinbäuerlichen Landwirtschaft.

Doch die Zeit läuft gegen uns. Und ohne die grundsätzliche Einsicht, dass wir sofortige radikale Maßnahmen in großem Umfang brauchen, wenn wir aufziehende Katastrophe nicht noch schlimmer machen wollen, werden wir keinen Erfolg haben, sie einzudämmen. Die Regierungsparteien sind dazu offensichtlich nicht in der Lage, sie werden uns auch noch tiefer in die Wüste führen. Ein Richtungswechsel in der Politik ist überfällig.