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Überstunden und atypische Arbeitszeiten runterfahren

Nachricht von Jutta Krellmann,

Foto: iStockphoto.com/richterfoto

 

 

Viele Überstunden und immer mehr atypische Arbeitszeiten. Das belegen die Daten aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion. Beides sind deutliche Belege für die Entgrenzung und Flexibilisierung von Arbeitszeit.

Im Zeitraum von 2011 bis 2013 wurden jeweils knapp 1,4 Milliarden bezahlte Überstunden geleistet. Das allein entspricht nach Angaben der Bundesregierung rund 730.000 Vollzeitarbeitsplätzen. Hinzu kommen noch die unbezahlten Überstunden. Zusammen machen bezahlte und unbezahlte Mehrarbeit knapp sechs Prozent des gesamtwirtschaftlichen Arbeitsvolumens aus.

Die Anzahl der Beschäftigten, die überlange Arbeitszeiten haben, oder  am Wochenende, am Abend, in der Nacht bzw. in Schichtmodellen arbeiten, ist in den vergangenen 20 Jahren enorm angestiegen. Die prozentualen Anstiege in den einzelnen Bereichen atypischer Arbeitszeiten liegen zwischen 44 und 75 Prozent.

“DIE LINKE fordert die Bundesregierung auf, der zunehmenden Entgrenzung von Arbeitszeit einen Riegel vorzuschieben. Atypische Arbeitszeiten gefährden die Gesundheit und erschweren die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Überstunden müssen begrenzt, atypische Arbeitszeiten reduziert werden. Arbeiten in Schicht, am Wochenende, am Abend oder in der Nacht darf nur erlaubt sein, wenn es unbedingt notwendig ist. Mehr Zeitsouveränität ist hier das Stichwort”, kommentiert Fragestellerin Jutta Krellmann.

Ergebnisse im Einzelnen:

  • Bezahlte Überstunden: In den Jahren 2011, 2012 und 2013 wurden jeweils knapp 1,4 Milliarden Überstunden geleistet. Das entspricht 730.000 Vollzeitarbeitsplätzen (vgl. Antwort auf Frage 1).
  • Unbezahlte Überstunden: Hierzu liegen der Bundesregierung keine eigenen Zahlen vor. Sie verweist aber auf eine Studie, der zufolge im Jahr 2010 Männer 4,3 unbezahlte Überstunden pro Monat leisteten und Frauen 2,1 Stunden (vgl. Antwort auf Frage 2).
  • Gemessen am gesamtwirtschaftlichen Arbeitsvolumen machen die bezahlten Überstunden in den Jahren 2012 und 2013 einen Anteil von 2,8 Prozent aus. Der bereits angeführten Studie zufolge entsprechen die unbezahlten Überstunden in 2012 nochmal 2,9 Prozent. Zusammen sind dies knapp sechs Prozent des Arbeitsvolumens (vgl. Antwort auf Frage 4).
  • Überlange Arbeitszeiten: Im Jahr 2012 arbeiteten 2 Millionen abhängig Beschäftigte 49 Stunden oder mehr pro Woche (5,6 Prozent der Beschäftigten). Im Jahr 1992 waren es lediglich 1,4 Millionen Beschäftigte, was einem Anstieg um 44 Prozent in 20 Jahren entspricht (vgl. Antwort auf Frage 10).
  • Arbeit am Wochenende: Im Jahr 2012 arbeiteten 8,9 Millionen Beschäftigte ständig oder regelmäßig am Wochenende (25 Prozent der Beschäftigten). Im Jahr 1992 waren es dagegen nur 5,6 Millionen Beschäftigte. Innerhalb von 20 Jahren ist die Zahl der Beschäftigten, die regelmäßig am Wochenende arbeiten, also um 59 Prozent angestiegen (vgl. Antwort auf Frage 11).
  • Abend- und Nachtarbeit: Im Jahr 2012 haben 9,2 Millionen Beschäftigte ständig oder regelmäßig am Abend oder in der Nacht gearbeitet (26 Prozent der Beschäftigten), 1996 waren es 5,3 Millionen. Innerhalb von nur 16 Jahren ist die Zahl demnach um 75 Prozent angestiegen (vgl. Antwort auf Frage 15).
  • Schichtarbeit: Im Jahr 2012 arbeiteten 5,6 Millionen Beschäftigte in Schichtmodellen (15,8 Prozent der Beschäftigten), 1992 waren es 3,6 Millionen (11,5 Prozent der Beschäftigten). Hier gab es innerhalb von 20 Jahren einen Anstieg um 54 Prozent (vgl. Antwort auf Frage 16).