Zum Hauptinhalt springen

Sechs Fragen an Michael Schlecht

Im Wortlaut von Michael Schlecht,

35 der 76 Abgeordneten, die DIE LINKE im 17. Bundestag stellt, sind neu gewählte Mitglieder des Parlaments. Welche Erwartungen haben sie? Was haben sie vor? linksfraktion.de fragt nach.


Michael Schlecht, 58, Gewerkschaftssekretär, Volkswirt aus Baden-Württemberg

Sie sind jetzt Volksvertreter. Wie wollen Sie die Interessen der Menschen vertreten?

Den Interessen und Problemen der Menschen im Parlament eine Stimme geben. Vor allem aber vor Ort arbeiten. Das wichtigste ist, den Menschen deutlich zu machen, dass wir im Parlament vor allem dann etwas bewegen können, wenn auch sie selbst im Land ihren Unmut und ihre Interessen im Rahmen von Protesten und Demonstrationen deutlich machen. Mehr Unruhe braucht das Land!

Wie wollen Sie konkret den Widerstand gegen Sozialabbau und Krieg stärken?

Ich werde mich dafür einsetzen die Informationen über die drohende Agenda 2020 zu intensivieren. Die Regierung versucht, der Bevölkerung vorzugaukeln, dass wir bereits wieder auf dem Weg aus der Krise sind und dass alles nicht so schlimm wird. Da müssen wir mit Gegeninformation antreten. Außerdem werde ich Widerstandsbewegungen aus den Gewerkschaften und den sozialen Bewegungen unterstützen. Dies ist vor allem im Widerstand gegen die Kriegseinsätze wichtig.

Welche persönlichen Erfahrungen können Ihnen den Start als Parlamentarier erleichtern?

Ich arbeite seit 30 Jahren als Gewerkschafter in verschiedenen Funktionen. Deshalb kenne ich die Probleme vor Ort sehr genau und weiß, wie man Menschen anspricht. In den letzten acht Jahren als Chefvolkswirt von ver.di habe ich darüber hinaus in einer sehr politischen Funktion gearbeitet.

Was würden Sie in ihrer ersten Bundestagrede der Kanzlerin gern einmal sagen?

Dass die Vorstellung, mit einem noch höheren Exportüberschuss der deutschen Wirtschaft aus der Krise herauskommen zu wollen, eine engstirnige und nationalistische Sicht ist. Der beständige Exportüberschuss Deutschlands, befeuert durch das Lohndumping der Agenda 2010, hat die Wirtschafts- und Finanzkrise mit verursacht.

Wie wollen Sie sich davor schützen, im Raumschiff Bundestag die Bodenhaftung zu verlieren?

Die meiste Zeit werde ich mich nicht in diesem Raumschiff aufhalten. Ich werde den größten Teil meiner Arbeit vor Ort, vor allem in den Betrieben, mit Kolleginnen und Kollegen verbringen.

Alle Abgeordneten der LINKEN spenden bisher ihre Diätenerhöhung. Wofür wollen Sie sich persönlich besonders engagieren?

Für Essensmöglichkeiten für Schüler und Schülerinnen. Viele Kinder sitzen hungrig in der Schule, bekommen keine warme Mahlzeit. Mit Hunger kann man nicht richtig lernen, kann sich nicht konzentrieren, und man wird aggressiv.