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PhysiotherapeutInnen: Fehlender Nachwuchs, beschämende Einkommenssituation

Im Wortlaut von Achim Kessler,

Von Achim Kessler, Sprecher für Gesundheitsökonomie der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag

 

Die Bundesregierung spricht von einer stabilen Versorgungssituation in der Physiotherapie. Die augenblickliche Lage ist aber keineswegs beruhigend. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung (PDF) auf meine Kleine Anfrage hervor.

Bereits die Bundesagentur für Arbeit hat im Juni 2018 festgestellt, dass es Fachkräfteengpässe und Anzeichen für einen Fachkräftemangel bei Physiotherapeutinnen und –therapeuten gibt. Die Einkommenssituation selbstständiger Physiotherapeutinnen und –therapeuten ist beschämend. Der Nachwuchs bleibt weg, bundesweit gibt es in den vergangenen zehn Jahren immer weniger Schülerinnen und Schüler. In den neuen Bundesländern ist die Zahl der Schülerinnen und Schüler massiv zurückgegangen. Der starke Rückgang der Ausbildungszahlen im Osten zeigt überdeutlich, dass das dort noch schlechtere Einkommensniveau den Beruf unattraktiv macht. Über die Anzahl der Studierenden in der Physiotherapie kann die Bundesregierung nicht einmal Angaben machen. Die Bundesregierung ist ahnungslos, wie es mit der Versorgung im ländlichen Raum bestellt ist. 

Beim Thema Schulgeldfreiheit ist kein schneller Erfolg zu erwarten. Offensichtlich ist der Informationsaustausch der Bundesregierung mit den Ländern zur Umsetzung so schlecht organisiert, dass sie noch nicht einmal deren Planungen und Diskussionen kennt. In dem Tempo wird es noch Jahre dauern. Auch zum Thema Modernisierung der Ausbildung gab es wohl außer der Tatsache, dass ein Bund-Länder-Gremium getagt hat, nichts Weiteres zu verkünden. 

Bessere Vergütung, Schulgeldfreiheit, Ausbildung modernisieren

Das kann gravierende Folgen haben: Bereits jetzt habe ich von Schulen gehört, dass die Anmeldezahlen stark rückläufig sind, auch, weil die Schülerinnen und Schüler die Ankündigung des Ministers ernst nehmen und auf die Schulgeldfreiheit warten. Wer würde das nicht tun – bei bis zu 20.000 Euro, die eine Ausbildung bislang kostet. Wenn es weiterhin bei Ankündigungen bleibt, ist es absehbar, dass wir in wenigen Jahren auch händeringend Physiotherapeutinnen und –therapeuten suchen werden. 

Die angekündigten Veränderungen stellen sich nicht von alleine ein. Sie erfordern zügige, strukturierte Vorbereitung und transparente Umsetzung. Unsere Aufgabe in der Gesundheitspolitik ist es, vorausschauend zu planen und zu handeln, um eine bestmögliche Gesundheitsversorgung sicherzustellen. Wir müssen die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass es gut ausgebildete, angemessen vergütete und genügend Fachkräfte in der Physiotherapie gibt. Bereits in der Pflege wurde so lange gewartet, bis es kaum noch ging. Die Attraktivität des Berufs muss steigen – durch eine bessere Vergütung, zügige Umsetzung der Schulgeldfreiheit und die Modernisierung der Ausbildung. 


Ergebnisse im Einzelnen (PDF)