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Pelés Fußstapfen

Im Wortlaut von Katrin Kunert,


Jungs im Favela Morro da Mineira in Rio de Janeiro beim Fußballtraining


Von Katrin Kunert, sportpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag

Auf gleich zwei sportliche Megaereignisse bereitet sich Brasilien derzeit vor. 2014 wird die Fußballweltmeisterschaft in Rio de Janeiro, Sao Paolo und zehn weiteren Städten stattfinden. 2017 ist das Land Gastgeber der Olympischen Spiele. Eine kleine Delegation des Sportausschusses hat sich gerade vor Ort umgesehen. Es ist üblich, sich als sportpolitische Abgeordnete im Vorfeld sportlicher Großereignisse ein Bild zu machen, die aktuellen Sportförderinstrumente der Länder in Erfahrung zu bringen und Problemlagen kritisch zu hinterfragen.

Klar ist: Die ganze Welt schaut nun genauer hin, wie die Vorbereitungen in Brasilien laufen. Und ich kann schon einmal vorweg feststellen: Vieles ist in Bewegung. Mehrere Minister sind ausgewechselt worden, weil sie in Korruptionsvorfälle verwickelt waren. Eine Reihe von neuen Stadien werden gebaut, auch wenn ihre pünktliche Fertigstellung im Moment in Frage steht. Arbeiter bringen die Bauarbeiten immer wieder zum Stillstand, weil sie zu Recht gegen menschenunwürdige Arbeitsbedingungen und für mehr Lohn streiken.

Im Oktober 2007 erhielt Brasilien den Zuschlag, die Fußball- WM auszurichten. Seit 2010 sind die Bauarbeiten für den Um- und Neubau der Stadien erst richtig in die Gänge gekommen. In Sao Paolo wird sogar erst seit Juni diesen Jahres ein ganz neues Stadion gebaut. Die Erdarbeiten sollen bis Ende 2011 abgeschlossen sein. Auf dem Weg zu dieser Baustelle habe ich viele Kinder und Jugendliche gesehen, die in den Armenvierteln, den berüchtigten Favelas, auf kleinstem Raum Fußball spielen.

Die Menschen vor Ort wollen diese Fußball-WM, sie wollen das Fest des Fußballs feiern. Aber wird dieses Fest am Ende ein Fest für alle sein? Wird es durch gezielte Projekte im Umfeld der Fußball-WM zu einer dauerhaften Verbesserung der Lebensbedingungen kommen? Der Unterschied zwischen arm und reich ist riesig. Gepflegte Wohnanlagen sind mit Stacheldraht und Signalzäunen gesichert. In den Armenvierteln tobt tagtäglich ein erbitterter Drogenkrieg.

Ein wenig wird in all unseren Gesprächen mit Ministern, Unternehmern und Sportfunktionären die brasilianische Mentalität deutlich. Man verliert sich in bautechnischen Details, schwelgt in Fußballfreude und antwortet auf unangenehme Fragen ausweichend, wie die zum Thema Korruption. Viele Ausschreibungen für Bauvorhaben wurden auf die lange Bank geschoben. Ungereimtheiten bei Vergaben brachten Minister ins Straucheln oder hatten zumindest immer ein Geschmäckle. Dabei hat Brasilien eine vorbildliche Gesetzgebung. Nur die Kontrolle findet nicht statt.

Was für mich allerdings im Nachhinein peinlich ist: Wir befragen mehrere Gesprächspartner nach der Korruptionsbekämpfung und zu Hause in Deutschland sind die Steuerfahnder den Fußballschiedsrichtern auf den Fersen.
 

Ein Vorzeigeprojekt der brasilianischen WM-Vorbereitung ist zweifelsohne das legendäre Maracana-Stadion, das umfangreich umgebaut wird. Hier hat Fußballlegende Pelé in vielfältiger Form seine Spuren hinterlassen. Einer Reihe von namenhaften Fußballern sind die Fußabdrücke genommen worden. Und wie man auf dem Foto gut erkennen kann, waren Pelés Füße um einige Nummern größer als meine. Aber wichtiger ist ja auch, dass die Brasilianerinnen und Brasilianer erfolgreich in die Fußstapfen ihres Idols treten.

linksfraktion.de, 28. November 2011