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Mit links gelesen

Periodika von Jan Korte,

Buchtipps von Steffen Twardowski.

 

Fred Pearce: Land Grabbing. Verlag Antje Kunstmann, 402 Seiten, 22,95 Euro

Wie viel Fläche mittels Land Grabbing – also Landnahme – inzwischen die Besitzer gewechselt hat, ist umstritten. Die Angaben schwanken zwischen 47 und 227 Millionen Hektar weltweit, die Motive der Landnehmer reichen von purer Profitgier bis zum Traum vom Paradies. Der britische Journalist Fred Pearce reiste rund um die Erde, um Ausmaß, Ursachen und Folgen dieses Prozesses genauer zu untersuchen: »Dieser neue Landrausch scheint sich zunehmend zu einer Vereinnahmung der letzten Naturgebiete dieser Erde, zu einem letzten Angriff auf die Allgemeingüter zu entwickeln. Ist das der unvermeidliche Preis, den wir für die Ernährung der Weltbevölkerung und den Schutz der noch verbliebenen Natur zahlen müssen?« Seine Reportage schärft den Blick für die unabsehbaren Konsequenzen dieser Entwicklung.

 

Claus Kleber, Cleo Paskal: Spielball Erde.C. Bertelsmann, Verlag 320 Seiten,19,99 Euro

Der Fernsehjournalist Claus Kleber berichtete 15 Jahre lang aus den USA und erlebte bereits in dieser Zeit, wie brutal sich Klimaveränderungen auf Nordamerika auswirkten. Zugleich stellte er fest, dass die großen Länder ihren Einfluss beispielsweise bei der UNO dafür nutzten, eigene Interessen durchzusetzen, und Veränderungen zugunsten der globalen Gemeinschaft blockierten. Die Erde droht ein Spielball zu bleiben, »weil die alten Mechanismen schon wieder greifen, das Recht der Stärkeren und die Aufteilung der Welt in Sieger und Verlierer«. Seine intensiven Recherchen überall auf der Welt, aus denen auch eine erfolgreiche ZDF-Dokumentation entstand, legen die Konfliktlinien zwischen alten und neuen Mächten sowie ihre geostrategischen Folgen plausibel offen.

 

Frank Wiebe:Wie fair sind Apple & Co.? Orell Füssli Verlag, 264 Seiten, 21,95 Euro

Mit dem wirtschaftlichen Erfolg von Konzernen wächst auch das Interesse der Käuferinnen und Käufer, auf welche Art und Weise die Produkte hergestellt werden. Wird die Belegschaft in den Fabriken so entlohnt, dass sie von ihrer Arbeit leben kann, leidet die Umwelt unter den Produktionsmethoden, werden Lieferanten zum Preisdumping gezwungen? Frank Wiebe hinterfragt die Methoden und Strategien von 50 Weltkonzernen von Adidas bis Volkswagen und klopft sie auf Nachhaltigkeit und Fairness ab. Denn »auch wenn der einzelne Verbraucher durch sein Kaufverhalten die Welt nicht verändern kann: Alle zusammen sind sie die größte wirtschaftliche Macht, die es gibt«. Seine Analyse liefert viele überraschende Beispiele, wie ernst Unternehmen das neue Verbrauchergewissen nehmen, und entlarvt auch gnadenlos einige Etikettenschwindler in Sachen Umweltschutz.

 

Micael Dahlén: Nextopia.Campus Verlag, 246 Seiten19,99 Euro

Nach welchen Prinzipien sich Menschen unter verschiedenen Optionen entscheiden, untersucht seit geraumer Zeit der schwedische Ökonom Micael Dahlén. Seine Erkenntnis: Wir leben in einer Gesellschaft, die sich immer mehr nur auf Ereignisse in der Zukunft konzentriert: »Barack Obama ist mehr als der neueste Präsident der Vereinigten Staaten, er ist ein Symbol der Erwartungsgesellschaft. Einer Gesellschaft, die sich nicht darum schert, was gestern war. In der Erwartungsgesellschaft sind die Menschen weniger daran interessiert, was man getan hat, und stärker darauf konzentriert, was man als Nächstes tut.« Wer sich mit seinen mitunter auch provozierenden Thesen auseinandersetzt, kann sich aus einer anderen Perspektive erklären, warum sich Spekulationsblasen bis zum Platzen aufblähen und wie Politiker die Fantasie ihrer Wähler überzeugend entfachen.

 

 

Philippe Pozzo di Borgo, Jean Vanier, Laurent de Cherisey: Ziemlich verletzlich, ziemlich stark. Hanser Berlin, 112 Seiten,10 Euro

Knapp neun Millionen Menschen sahen bisher in Deutschland den Film »Ziemlich beste Freunde«. Er erzählt die ungewöhnliche Geschichte des querschnittgelähmten Adligen Philippe Pozzo di Borgo und seines Pflegers Abdel Yasmin. Pozzo di Borgo plädiert in seinem neuen Buch mit seinen Koautoren für eine wahrhaft solidarische Gesellschaft, getragen von Brüderlichkeit. Die Fixierung auf individuelle Bedürfnisse sei ein Irrweg: »Das kapitalistische System will die egoistische Befriedigung optimieren und behauptet, erst dann sei man glücklich – was für ein Unfug.« Das Ideal der Perfektion mache nur unzufrieden und müsse überwunden werden. Das einzig Wertvolle, für das es sich zu kämpfen lohne, sei der Zusammenhalt. Dazu müsse man bewusst auf Menschen mit Behinderungen zugehen.

 

Jan Korte: Geh doch rüber! Feinste Beobachtungen aus Ost und West. Neues Deutschland Verlag, 96 Seiten, 9,90 Euro

»Meine Nervosität vor dieser Rede war enorm. Trifft man den Ton? Bemerkt das Publikum meine westdeutsche Herkunft und, wenn ja, hat dies negative Auswirkungen auf zu vergebende Sympathien oder Antipathien?« So erinnert sich Jan Kortean seine Premiere als Jugendweiheredner. Auch sie gehörte zu den Aufgaben als Abgeordneter in seinem Wahlkreis, von denen er knapp und kurzweilig berichtet. Geboren im Westen, trat er im Jahr 2005 im Osten für DIE LINKE zur Bundestagswahl an und zog in das Parlament ein. Nun schildert er augenzwinkernd, wie sich seitdem Menschen aus beiden Regionen, Politik und Gesellschaft veränderten. Und wenn Sie nicht wissen, was sich hinter den Abkürzungen JKH, MELH und PLH verbirgt und wie ein MdB den Alltag im Politikbetrieb erlebt, verrät er Ihnen auch das.