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Medienberichte aus den geheimen Dokumenten zum Bombenangriff in Kundus

Nachricht von Jan van Aken,

In den Medien ist im Zeitraum November 2009 bis Februar 2010 vielfach aus den geheimen Dokumenten zum Bombenangriff der Bundeswehr in Kundus (Feldjägerbericht vom 9. September 2009 sowie Untersuchungsbericht COMISAF vom 29. Oktober) zitiert worden. Eine Übersicht.

Bild, 26.11.2009: Das streng geheime Bomben-Video der Bundeswehr

Mit der Veröffentlichung von Auszügen aus dem geheimen Feldjägerbericht des Bundeswehr-Oberleutnants Brenner brachte die Bildzeitung die Kundus-Affäre ins Rollen. In dem Artikel werden Widersprüche zwischen dem Geheimbericht und den Aussagen des früheren Verteidigungsministers Franz-Josef Jung deutlich. So verschwieg Jung tagelang Meldungen über zivile Opfer des Luftangriffs. Zugleich kündigt Bild an, dass der neue Verteidigungsminister Guttenberg „personelle Konsequenzen in der Führung des Ministeriums und der Bundeswehr“ in die Wege leitet.

Der Spiegel, 30.11.2009: Die Schweigespirale

Auch der Spiegel zitiert aus dem Feldjägerbericht: Bereits am Tag nach dem Luftangriff wird gemeldet, dass "sechs Patienten im Alter von 10 bis 20 Jahren" im Krankenhaus Kundus“ liegen. In dem Bericht des Initial Action Teams von General McChrystal vom 7. September 2009 heißt es: „Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit hat es zivile Opfer gegeben.“ „Die Tatsache, dass ein kleiner Junge unter den Verwundeten war, legt nah, dass eine ganze Reihe von Kindern anwesend war.“ Inzwischen ist auch der geheime Untersuchungsbericht der ISAF (COMISAF) den Medien zugespielt worden. Zum Artikel

Süddeutsche Zeitung, 14.12.2009: Das Geheimnis von Kundus

Am Tag nach dem Bombenabwurf meldet Oberst Klein an den Generalinspekteur der Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhan, dass es ihm bei dem Bombardement darum ging, die Aufständischen „zu vernichten“, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Sie zitiert aus dem ISAF-Bericht, dass Klein „vor allem die Gruppe der Taliban und nicht in erster Linie die Tanklaster treffen wollte.“ Dieser Bericht lag auch Guttenberg vor, als dieser den Militärschlag noch am 6. November 2009 als „angemessen“ bezeichnete.

ZEIT-Online, 14.12.2009: Die Einsame Entscheidung von Oberst Klein

Die Online-Ausgabe der ZEIT rekonstruiert die Ereignisse der Kundus-Bombennacht anhand des geheimen Feldjägerberichts, der am selben Tag auf der Internetplattform Wikileaks veröffentlicht wird. Daraus geht eindeutig hervor, „wie früh der Bundeswehr eindeutige Beweise für getötete Zivilisten vorlagen.“ Zum Artikel

Frankfurter Rundschau, 15.12.2009: Kundus und kein Ende

Die Frankfurter Rundschau dokumentiert die falsche Informationspolitik des Verteidigungsministeriums in den Wochen nach dem 4. September 2009. Dafür wird aus dem Feldjägerbericht zitiert. So gibt der damalige Verteidigungsminister Jung am 6. September 2009 an, dass es bei dem Luftschlage keine zivilen Opfer gegeben habe und Ziel des Angriffs lediglich die Tanklaster gewesen seien. Zu diesem Zeitpunkt hatte allerdings Schneiderhan bereits erfahren, dass es bei dem Bombardement darum ging, Taliban zu „vernichten“. Erst am 8. September spricht Bundeskanzlerin Merkel von der Möglichkeit ziviler Opfer und noch Ende Oktober bzw. Anfang November bezeichnen zunächst Franz-Josef Jung und später zu Guttenberg den Angriff als „militärisch angemessen.“ Zum Artikel

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.12.2009: Kriegsähnliche Zustände an Kundus und Spree

Ausführlich rekonstruiert die Frankfurter Allgemeine Zeitung anhand des Feldjägerberichts die Bombennacht von Kundus und widmet sich der Rolle der Task Force 47, die im Kern aus Soldaten des Kommandos Spezialkräfte (KSK) besteht. Von dem Gefechtsstand der Task Force 47 aus hatte Oberst Klein den Bombenabwurf koordiniert. Zudem zitiert die Zeitung aus einem Brief von Franz-Josef Jungs Staatssekretär Peter Wichert vom 7. September 2009. Darin steht, dass „zwölf männliche Verletzte, darunter ein zehnjähriger Junge, in das Krankenhaus in der Stadt Kundus zumeist mit Brandverletzungen" eingeliefert worden seien. Zum Artikel

Die Zeit, 17.12.2009: Das wahre Gesicht des Krieges

Auch die Zeit wundert sich über die Rolle der Task Force 47 und fragt, ob die lückenhafte Informationspolitik der Bundesregierung und die Zögerlichkeit bei der Aufklärung des Tatorts etwas mit den Verstrickungen des Kommandos Spezialkräfte in die Bombennacht von Kundus zu tun haben könnte. Dafür wird ausführlich aus dem Feldjägerbericht zitiert. Zum Artikel

Der Spiegel, 19.12.2009: Eskalation Erwünscht

Aus dem geheimen ISAF-Bericht, der vom Sopiegel zitiert wird, geht hervor, dass Oberst Klein die amerikanischen Bomberpiloten intensiv zur Bombardierung der Tanklastzüge drängte und dies mit Feindberührung (troops in contact) begründete - obwohl diese nie stattfand. Der Spiegel mutmaßt, ob Oberst Kleins Fehlverhalten mit einem stillen Paradigmenwechsel zu tun hat: „Aus den Brückenbauern des PRT sollen Stück für Stück Kampfsoldaten werden“. Zum Artikel

Frankfurter Rundschau, 23.12.2009: Das Geheime Protokoll einer Bombennacht

Die Frankfurter Rundschau dokumentiert anhand des ISAF-Geheimberichts minutiös die Kommunikation zwischen Oberst Klein, seinem Fliegerleitoffizier (Codename: Red Baron) und den amerikanischen Bomberpiloten „Dude 15“ und „Dude 16“ während der Bombennacht. Zum Artikel

Berliner Zeitung, 23.12.2009: Die Todesnacht von Kundus

Auch die Berliner Zeitung rekonstruiert anhand des ISAF-Geheimberichts die Geschehnisse der Bombennacht, beginnend mit der Reifenpanne eines der Tanklaster bis zur Unterrichtung an das Hauptquartiers der Deutschen nach dem Bombenabwurf: „In der Meldung ist von 56 getöteten Kämpfern die Rede, 14 Aufständische seien geflohen. Zivilisten seien nicht zu Schaden gekommen.“ Zum Artikel

Der Spiegel, 01.02.2010: Ein Deutsches Verbrechen

Mit auszügen aus dem ISAF-Bericht und dem Feldjägerbericht erzählt der SPIEGEL aus der Perspektive von Dorfbewohnern, Piloten und Kommandeuren sehr ausführlich und gut recherchiert die Geschichte der tödlichen Nacht von Kundus. Das Ergebnis: „Die Bundeswehr verstieß gegen Nato-Regeln, der Verteidigungsminister täuschte die Öffentlichkeit, und die Kanzlerin entzog sich ihrer politischen Verantwortung.“ Zum Artikel