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Lohndumping im OP-Saal und am Krankenbett

Nachricht von Sabine Zimmermann,

Zahlen der Bundesagentur für Arbeit belegen: Immer mehr Beschäftigte im Gesundheits- und Pflegebereich auf Leiharbeitsbasis

Leiharbeitsunternehmen verleihen zunehmend Fachkräfte aus den Gesundheits- und Pflegeberufen. Waren bundesweit im Jahr 2005 nur 3 196 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von Leiharbeitsunternehmen im Bereich von Gesundheits- und Pflegeberufen angestellt, sind es 2011 schon 16.350 gewesen, ein Anstieg von über 400 Prozent. Die am häufigsten ausgeübten Berufe waren in 2011 Helfer/innen in der Krankenpflege (5 554), Sozialarbeiter/innen und Sozialpfleger/Innen (5 150), unter denen auch die Altenpfleger/innen gezählt werden - und nicht separat ausgewiesen werden können-, Krankenschwestern und Hebammen (3 673) sowie Sprechstundenhelfer/innen (1 047). 2010 gab es bundesweit 2 756 800 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Gesundheits- und Pfegeberufen.

Dies geht aus der Antwort der Bundesagentur für Arbeit auf eine Anfrage von Sabine Zimmermann hervor, die wissen wollte, wie viele Beschäftigte mit einem Abschluss in einem Gesundheits- und Pflegeberuf bei einem Leiharbeitsunternehmen angestellt waren. Zusätzlich fragte sie nach dem Durchschnittslohn dieser speziellen Berufsgruppen in der Arbeitnehmerüberlassung. Es zeigt sich, dass diesen überwiegend ein Niedriglohn gezahlt wird. Der Durchschnittslohn der Vollzeitbeschäftigten in Gesundheits- und Pflegeberufen in der Leiharbeit lag Ende 2010 (aktuellste verfügbare Angabe) laut der Beschäftigungsstatistik der BA bei nur 1.599 Euro brutto im Monat. 63,4 Prozent verdienten damit unterhalb der bundeseinheitlichen Niedriglohnschwelle von 1.802 Euro brutto im Monat.

Wie bei der Leiharbeit allgemein zeigt sich auch bei den Gesundheits- und Pflegeberufen ein deutlicher Lohnunterschied zu den regulär Beschäftigten. So verdienten allgemein Vollzeitbeschäftigte im Wirtschaftsabschnitt Gesundheits- und Sozialwesen Ende 2010 durchschnittlich 2.456 Euro brutto im Monat. Die Gesundheits- und Pflegeberufe sind in diesem Wirtschaftsabschnitt tätig. Zu beachten ist allerdings, dass hier auch andere Berufe vertreten sind, etwa in der Verwaltung. Nach dem Tarifvertrag öffentlicher Dienst verdienen Krankenschwestern und Altenpfleger, ohne spezielle Funktionen wie Einsatz als Stationsschwester, derzeit in der Grundstufe 2.132 Euro brutto im Monat, bei den Helfern sind es 1.910. In der Grundstufe verbleibt man 1 Jahr, bevor man in die nächste Stufe aufsteigt (2.300 Euro bei Krankenschwestern, 2.053 Euro bei Helfern).   

Sabine Zimmermann, arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag, zu den Zahlen aus Nürnberg:

"Kaum eine Berufsgruppe bleibt mittlerweile von der Leiharbeit verschont. Selbst gefragte Fachkräfte, wie Krankenschwestern und Altenpfleger/innen, müssen sich als Leiharbeitskräfte verdingen und sich dem Lohndumping der Branche aussetzen. Das Personal im Gesundheits- und Pflegebereich gehört schon im Bereich der Stammbeschäftigten nicht zu den Topverdienern, dazu kommt eine hohe Arbeitsbelastung, Nachtarbeit, Bereitschaftsdienst und wechselnde Arbeitszeiten. Die zunehmende Zahl von Leiharbeitskräften in diesem Bereich ist eine mehr als bedenkliche Entwicklung. Fachkräfte im Gesundheitswesen und der Pflege dürfen nicht als billige Arbeitskräfte zur Profitmaximierung von Leiharbeitsunternehmen her halten, ebenso wenig wie alle anderen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Grundsätzlich fordert DIE LINKE die Abschaffung der systematischen Niedriglohnbeschäftigung in Form der Leiharbeit. Die Unternehmen müssen verpflichtet werden, die Leiharbeitskräfte zu den gleichen Bedingungen wie die Stammbeschäftigten zu übernehmen.

Vor allem im Pflegebereich klagen die Arbeitgeber seit Jahren über einen Fachkräftemangel. Doch gute Fachkräfte bekommt man nur und bindet sie an sich, wenn man gute Arbeitsbedingungen bietet. Leider ist es aber so, dass in Teilen der Gesundheits- und Pflegebranche das Personal zunehmend ausschließlich als belastender Kostenfaktor gesehen wird, den es möglichst klein zu halten gilt. Darunter muss letztendlich dann auch die Qualität der Dienstleistung leiden. Die eigentlichen Verlierer der Verbetriebswirtschaftlichung des Gesundheits- und Pflegebereiches sind am Ende die Patienten und die betreuten Menschen. Der drastische Anstieg von Leiharbeit in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen ist auch ein deutlicher Hinweis auf die voran schreitende Unterfinanzierung dieses Bereiches."