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»Leere Kassen – Calden lassen!«

Im Wortlaut von Sabine Leidig,

Wie in jedem Jahr sind die Mitglieder der Fraktion DIE LINKE während der so genannten Parlamentarischen Sommerpause viel in ihren Wahlkreisen unterwegs. Vor Ort nehmen sie sich der Sorgen und Nöte der Bürgerinnen und Bürger an, besuchen Betriebe und Vereine, engagieren sich für lokale und regionale Anliegen. Auf linksfraktion.de schreiben die Parlamentarierinnen und Parlamentarier über ihren Sommer im Wahlkreis.

Kai Boeddinghaus, parteiloser Kasseler Oberbürgermeisterkandidat, informiert Sabine Leidig, Christine Buchholz und Ralph Lenkert (alle v.l.n.r.) über den geplanten Ausbau des Flughafens Kassel-Calden

Im Rahmen der Sommertour der MdB Landesgruppe Hessen-Thüringen besuchten wir die Region Kassel. Als verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion interessierte mich besonders der Ausbau des Regionalflughafens Kassel Calden. Wir trafen mit Mitgliedern der Bürgerinitiative gegen den Ausbau sowie Kai Boeddinghaus, dem parteilosen Oberbürgermeisterkandidaten aus Kassel  zusammen, der uns sachkundig und engagiert über den Ausbau des Flugplatzes informierte.

 

Der Ausbau des Flughafens ist nutzlos, für Kleinflugzeuge von Geschäftsreisenden sei er bereits jetzt eingerichtet. Linienflüge für dieses Klientel müssten eine hohe Frequenz anbieten. Dies würden selbst größere Flughäfen kaum schaffen. Für Urlaubsflüge stünden die mit schnellen Zugverbindungen leicht erreichbaren Flughäfen Hannover, Erfurt, Dortmund und Frankfurt zur Verfügung.  Als selbstständiger Reiseunternehmer ist Kai Boeddinghaus im Thema, er kennt die Materie. Er berichtet, wie die kleinen Regionalflughäfen sich mit dem Einsacken der Fördergelder von Land, Bund und EU zur Wirtschaftsförderung gegenseitig „kannibalisieren“, die Kommunalpolitik mit den Prestigeprojekten hochrangige Pöstchen schafft. Kopfschütteln bei uns, als Boeddinghaus berichtet, dass dem Flughafen Kassel Calden allein drei Direktorenposten zugeordnet werden sollen.  Wir ahnen, dass bei dem Projekt ganz andere Zwecke im Spiel sind als eine vernünftige Verkehrspolitik.

 

Unter dem Motto »Leere Kassen – Calden lassen« wurden 11000 Unterschriften gesammelt. Die Bürgerinitiativen fürchten, dass die Kommunen auf den Mehrkosten des Ausbaus sitzenbleiben und die Rechnungen zahlen müssen. Das wird die ohnehin schwer angespannten Haushalte schmerzhaft belasten. Das Geld fehlt dann in Schulen und Kindergärten.

 

Ganz Hessen benötigt ein effizientes integriertes Verkehrskonzept zwischen ÖPNV, Bahn und Flugzeug. Ein Konzept, das den Menschen gerade im strukturschwachen Nordhessen Mobilität ermöglicht. Dies ist nur zu machen, wenn Fördergelder in sinnvolle Maßnahmen fließen und nicht bei  überdimensionierten Großprojekten versacken. Die Fläche muss an den Öffentlichen Nahverkehr angebunden bleiben, stillgelegte Bus- und Bahnlinien können wieder aufgenommen, neue geplant und der Takt erhöht werden. Solche Ausbaupläne nutzen den Menschen, sind sinnvoll für Mobilität und Klimaschutz.

 

In einem internen Papier der Lufthansa zum Thema Regionalflughäfen heißt es: »Der Ausbau von Infrastrukturen, für die keine echte Nachfrage bestehe, muss gestoppt werden. Regionale Miniflughäfen sind teure Prestigeprojekte. Die Nachteile strukturschwacher Regionen durch zusätzliche Flughafenkapazitäten auszugleichen, stellt eine unverantwortliche Verschwendung gesamtwirtschaftlicher Ressourcen dar.«

Von Sabine Leidig

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