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Königin Fußball

Im Wortlaut von Katrin Kunert,

Von Katrin Kunert, sportpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag

Wenn ich die Leistung der schwarz-gelben Bundesregierung mit der der Fußballnationalmannschaft vergleiche, schneidet die junge Elf um Jogi Löw bedeutend besser ab. Gelbe Karten und eine rote hat es in Südafrika zwar auch für die Deutschen gegeben. Aber dass es so viele gelbe Karten gegen Kanzlerin Merkel und ihren Vize Westerwelle wie in der Bundesversammlung hagelt - und dann noch von den eigenen Leuten -, zeugt von einem zu gering ausgeprägten Teamgeist.

Diese Koalition wäre bereits in der Vorrunde ausgeschieden. Die Fußballer hingegen spielen nun im Viertelfinale gegen Argentinien. Da werden Erinnerungen wach: 2006 ging es gegen die Argentinier in die Verlängerung und dann ans Elfmeterschießen. Spannung und Spielfreude pur! Damals erwiesen sich die Argentinier als schlechte Verlierer. Und so werden diesmal zur Spielzeit wieder die Straßen menschenleer sein. Von den Fanmeilen einmal abgesehen.

Was allerdings kaum wahrgenommen wird: Im Juli findet die U 20 Fußball- WM der Frauen in Deutschland statt und seit 26. Juni läuft der Countdown für die Fußball- Weltmeisterschaft der Frauen ebenfalls in Deutschland! Am 26. Juni 2011 ist Anstoß im Berliner Olympiastadion.

Während die Männer erst noch Weltmeister werden wollen, verteidigen unsere Frauen ihren Titel im nächsten Jahr in Deutschland. Im Vorfeld der Frauen-WM gibt es vielfältige Aktivitäten, sie wird beworben und gerade die Mädchen stehen im Focus. In Stendal gibt es seit einem Jahr ein Projekt, welches unter dem Motto steht: „Knapp 30 Freunde sollt ihr sein“.

Ein soziales Fußballprojekt erfreut gerade jetzt zur WM und mit Blick auf 2011 großer Beliebtheit und immer mehr Kinder wollen mitmachen. Vornehmlich Mädchen aus benachteiligten Familien sind jeden Montag auf dem Platz und vergessen ihre Probleme, sobald der Ball rollt.

Ciwan, Gürlistan, Heva, Franziska oder Victoria sind mittlerweile so gut, dass eine eigene Mädchenmannschaft gegründet werden soll. Für die Mädchen sind Birgit Prinz, Nadine Angerer und Ariane Hingst große Vorbilder- auch wenn sie mit Ballack-Trikot auflaufen.

Damit diese Mädchen einmal ihren Weg im Frauenfußball gehen können, bedarf es einer besonderen Förderung. Auch im Sport entscheidet soziale Herkunft und der Geldbeutel der Eltern über den Zugang zu Sportangeboten. Zudem muss die Trennung zwischen Männer- und Frauensportarten aufgehoben werden. Und genau wie im Leben neben dem Sport ist die Gleichstellung von Frauen und Männern ein Muss!

Am Beispiel Fußball lässt sich die Gleichstellungsdebatte in der Gesellschaft trefflich führen. Wer legt fest, dass Fußball auf Dauer nur für Männer der Sport ist? Wer legt fest, dass es nur Männerschiedsrichter bei Männerspielen gibt? Warum ist im DFB- Präsidium nur eine Frau und im Vorstand keine Frau?

So wird die Frauenfußball-WM im nächsten Jahr nicht nur den sportlichen Aspekt in den Mittelpunkt rücken, sondern auch den Gleichstellungsaspekt. Und sollte Angela Merkel dann noch Kanzlerin sein, könnte sie mit einem Besuch der Spiele zeigen, dass dies auch der Bundesregierung nicht völlig egal ist. Dafür müsste sie dann auch nicht extra nach Kapstadt fliegen wie jetzt zum Viertelfinale.

Fraglich ist ohnehin, ob Merkel den Spielern Glück bringt: Bei der letzten Weltmeisterschaft ging die deutsche Mannschaft siegreich gegen Argentinien vom Platz. Die Kanzlerin hingegen war die große Verliererin, als auf den Tag genau vier Jahre später am 30. Juni 2010 schwarz-gelbe Heckenschützen und rot-grüne Zocker die Bundesversammlung zu ihrem Spielfeld machten. Und so bleibt zu hoffen, dass nur die positiven Momente das Viertelfinale Argentinien gegen Deutschland bestimmen, und in Kapstadt noch nicht Endstation ist.

linksfraktion.de, 2. Juli 2010