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Kasse soll notwendigen Zahnersatz komplett zahlen

Nachricht von Sabine Zimmermann,

Patientinnen und Patienten müssen für Zahnersatz immer mehr Geld privat aufbringen. Allein für Material- und Laborkosten beliefen sich für sie die Kosten im Jahr 2005 auf 2,62 Milliarden Euro, im Jahr 2010 schon auf 3,02 Milliarden Euro und im Jahr 2014 (aktuellste verfügbare Angabe) auf 3,14 Milliarden Euro.

Dies geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der linken Bundestagsabgeordneten Sabine Zimmermann zur Höhe der Eigenanteile beim Zahnersatz hervor.

Zudem geht aus der Veröffentlichung des Statistischen Bundesamtes zur amtlichen Haushaltsbefragung "Leben in Europa" hervor[1], dass knapp die Hälfte, 48,3 Prozent, (bei armutsgefährdeten Erwerbstätigen sogar 64,3 Prozent) derjenigen, die im Jahr 2014 auf einen notwendigen Zahnarztbesuch verzichteten, dies aus finanziellen Gründen tat. Für 43,6 Prozent spielten andere Gründe eine Rolle, nicht zum Zahnarzt zu gehen. Als weitere Gründe wurden genannt: Zu lange Wartezeiten, zu weite Wege zum Zahnarzt, Angst vor Ärzten und medizinischen Behandlungen, abwarten, ob sich die Beschwerden von selbst wieder bessern oder keinen guten Zahnarzt kennen. 8 Prozent gaben terminliche Gründe an.

Die stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion DIE LINKE, Sabine Zimmermann, erklärt dazu:   

„Armut nimmt zu, selbst an den Zähnen kann man dies sehen. Viele Menschen müssen den Euro drei Mal umdrehen und müssen überlegen, für was sie das Geld ausgeben. Es ist skandalös, dass Menschen notwendige Behandlungen aus Angst vor hohen Kosten nicht durchführen lassen oder aufschieben. Die Eigenanteile für medizinisch notwendigen oder höherwertigen Zahnersatz können viele Menschen nicht aufbringen. Für die, die die Kosten auf sich nehmen, ist es nicht selten ein finanzieller Kraftakt, der Einschränkungen in anderen Bereichen mit sich bringt. Selbst die Regelversorgung ist für viele nicht erschwinglich. Hohe Eigenanteile beim Zahnersatz sorgen dafür, dass man einkommensschwache Menschen am Zustand ihrer Zähne erkennt. Für eins der reichsten Länder der Erde ist dies ein beschämender Zustand. Dabei geht es nicht nur um Ästhetik. Eine schlechte Mundgesundheit ist (mit-)ursächlich für viele andere Krankheiten, wie Diabetes, Herzerkrankungen und Schlaganfälle. Das Leid und auch die Folgekosten zu vermeiden, sollte uns das notwendige Geld wert sein.“

Zimmermann weiter:

„Zuzahlungen sorgen dafür, dass medizinisch notwendige Versorgung nicht in Anspruch genommen wird. Deshalb müssen sie abgeschafft werden, auch im Bereich der Zahnmedizin. Medizinisch notwendiger Zahnersatz in guter Qualität muss für die Patientinnen und Patienten kostenfrei sein.“


[1]

LEBEN IN EUROPA ist die Bezeichnung der deutschen Befragung im Rahmen der europaweit durchgeführten Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und Lebensbedingungen (European Union Statistics on Income and Living Conditions (EU-SILC)). Themen der Befragung sind neben den verschiedenen Bestandteilen des Einkommens weitere wichtige Lebensbereiche wie etwa die Wohnsituation oder die Gesundheit. Bei der Angabe des Verzichts auf den Zahnarztbesuch, obwohl dieser aus medizinischen Gründen notwendig gewesen wäre, handelt es sich um eine Selbsteinschätzung der Befragten. Erfasst sind die Personen, die Angaben zur Fragestellung gemacht haben.