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Gute Arbeit geht uns alle an!

Kolumne von Jutta Krellmann,

„Die Arbeit der Zukunft gestalten wir!“ Unter diesem Motto rufen der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften in diesem Jahr an vielen Orten im Land zu Kundgebungen und Demonstrationen auf. Dieses Jahr ist ein besonderes, streikten doch vor genau 125 Jahren die Menschen erstmals weltweit für ihre bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen und gingen gemeinsam auf die Straße. Seitdem hat sich unsere Arbeitswelt natürlich sehr verändert. Wer aber glaubt, es sich dieser Tage angesichts von Mindestlohn und Sozialpartnerschaft im heimischen Sessel gemütlich zu machen, der irrt!

Denn auch heutzutage gibt es mehr als genug Baustellen bei den Arbeitsbedingungen von abhängig Beschäftigten. Immer weniger Menschen arbeiten unter dem Schutz eines Tarifvertrags oder bekommen einen Tariflohn, der über dem gesetzlichen Mindestlohn liegt. Dazu ist das Normalarbeitsverhältnis weiter rückläufig. Ein immer größer werdender Teil der Beschäftigten ist dauerhaft befristet, arbeitet in Leiharbeit oder an der Grenze der Leistungsfähigkeit und wird nicht von einem Betriebsrat geschützt. Dauerstress und Existenzangst sind die Folge. Auch die Interessenvertretungen der Beschäftigten bekommen diese Entwicklung am eigenen Leib zu spüren, was sich zuletzt in abnehmender Tarifbindung und geringerer Durchsetzungskraft niederschlägt.

Tarifliche Errungenschaften mussten schon immer erkämpft werden

Doch viele Menschen wollen sich nicht mehr mit der schleichenden Verschlechterung ihrer Lebens- und Arbeitsbedingungen abfinden und organisieren sich. Der Widerstand in den Betrieben nimmt zu. Bei Amazon streiken die Beschäftigten für einen Tarifvertrag, bei der Deutschen Post für Arbeitszeitverkürzung und gegen Lohndumping durch Ausgliederung. Die Beschäftigten in den Sozial- und Erziehungsberufen streiken für eine längst überfällige Aufwertung ihres Berufstands und die Beschäftigten an der Berliner Charité erstmals für eine Mindestpersonalbesetzung. Es geht den Arbeitnehmer*innen eben nicht mehr nur um mehr Geld. Sie kämpfen für bessere Arbeitsbedingungen und um das Recht, bei der Frage, wie wir Arbeit in Zukunft organisieren und gestalten, mitzureden und vor allem mitzubestimmen!

Das zu erreichen ist nicht nur die Aufgabe hauptamtlicher Gewerkschaftern oder gewerkschafts-interner Diskussionszirkel. Es bedarf einer breiten gesellschaftlichen Debatte über Fragen von Reorganisation von Erwerbsarbeit und mehr Mitbestimmung in Betrieben. Dazu braucht es auch politische Verbündete. Aus diesem Grund nehmen DIE LINKE und die Fraktion im Bundestag das jetzt besonders in den Fokus.

Gute Arbeit geht uns alle etwas an

Ich finde das richtig und gut! Denn Gute Arbeit ist auch eine Frage von gesetzlichen Rahmenbedingungen und deren Verbesserungen, also Aufgabe der Politik. Wenn wir gute Arbeitsverhältnisse wollen, mit denen alle ihre Zukunft gestalten können, dann müssen wir den Befristungswahn und Leiharbeit endlich stoppen. Um mehr Zeit für Familie und Freizeit zu haben, muss Arbeit umverteilt werden. Eine gute öffentliche Daseinsvorsorge für Kinder, Kranke und Pflegebedürftige wird nur mit mehr Personal in diesen Bereichen realisierbar sein. Deutschland ist eines der reichsten Länder der Welt – Das muss drin sein!

Selbstverständlich ist es wichtig, dass wir dazu alle am 1. Mai auf die Straße gehen. Aber wir sollten auch den Rest des Jahres wachsam sein und zum Kämpfen bereit – denn Gute Arbeit fällt nicht einfach so vom Himmel, sondern musste schon immer erstritten werden. Wer bessere Arbeitsbedingungen will, der muss sich einbringen: im Betrieb, in der Gewerkschaft und in der Politik!