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Gleiche Gesundheitschancen für alle!

Im Wortlaut von Kathrin Vogler,

Serie: Ungleichheit in Deutschland, Teil 1

 

Von Kathrin Vogler, gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag

Ungleichheit spielt auch bei der Gesundheit eine große Rolle: Die Lebenserwartung ist je nach sozialer Lage äußerst unterschiedlich. Und Privatversicherte werden anders behandelt als Kassenmitglieder.

Soziale Ungleichheit ist ungesund

Die Gesundheitschancen sind in Deutschland extrem ungleich verteilt. Wer arm ist, stirbt im Durchschnitt zehn Jahre früher als das reichste Zehntel. Deshalb will DIE LINKE die sozialen Ursachen gesundheitlicher Ungleichheit wirksam bekämpfen. Gesundheitsförderung und Prävention sehen wir als gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Gesundheitsförderung heißt für DIE LINKE, schlechte Arbeits-, Umwelt- und Lebensbedingungen zu bekämpfen. Prävention muss daher in der Lebenswirklichkeit ansetzen. Soziale Unterschiede beim Gesundheitszustand können verringert werden, indem wir gleiche Möglichkeiten und Voraussetzungen für alle schaffen: Schuldzuweisungen oder der erhobene Zeigefinger für "ungesundes" Verhalten sind in der Regel nicht erfolgreich.

Die große Koalition macht aber genau das. Ihr Präventionsgesetz konzentriert sich auf Verhaltensprävention und Bonus-Programme der Krankenkassen. Diese Zusatzleistungen sind jedoch meist eher Werbemaßnahmen und Lockmittel der Kassen für Besserverdienende und Gesunde. Benachteiligte, die den größten Bedarf haben, nehmen sie kaum in Anspruch. So geht die Schere weiter auseinander.

Eine solidarische Gesundheitsversicherung für alle

Seit Schröder und der SPD-Agenda 2010 mussten sich die gesetzlich Versicherten in großem Maß an Leistungsausgrenzungen und Zuzahlungen gewöhnen. Überall, in der Apotheke, im Krankenhaus oder bei der Krankengymnastik, muss man neben der Versichertenkarte auch den Geldbeutel zücken. Wer krank ist, zahlt drauf! Das ist extrem unsozial.

DIE LINKE setzt sich dafür ein, dass alle Menschen in Deutschland eine umfassende und hochwertige Gesundheitsversorgung erhalten. Zuzahlungen gehören abgeschafft, da sie Krankheit bestrafen. Auch Leistungskürzungen wie bei Brillen wollen wir rückgängig machen. Es darf nicht sein, dass Arme sich keine gut angepasste Sehhilfe leisten können.

Alle Menschen müssen den gleichen Zugang zur Gesundheitsversorgung haben und die Zweiklassen-Medizin muss abgeschafft werden. Derzeit warten gesetzlich Versicherte 20 Tage länger auf einen Facharzttermin als Privatversicherte. Die neuen Terminservicestellen lösen das Grundproblem nicht.

Gesetzlich Versicherte müssen oft viel längere Wege zurücklegen, um überhaupt zu einer (Fach-)Arztpraxis zu kommen. Denn die Ärztinnen und Ärzte legen ihre Praxen dorthin, wo die lukrativen Privatversicherten wohnen. Auf dem Land und in ärmeren Stadtteilen sind zum Beispiel Kinderärzte oft Fehlanzeige. DIE LINKE streitet für eine bessere und gerechtere regionale Verteilung der Ärztinnen und Ärzte und fordert eine wohnortnahe Gesundheitsversorgung.

Das alles geht nur mit einer solidarischen Gesundheits- und Pflegeversicherung in Form einer Bürgerinnen- und Bürgerversicherung. Für den Bereich der Vollversicherung gehört die Privatversicherung abgeschafft. Das ist gerechter und verbessert die Versorgung für alle. Zudem ist das die beste Möglichkeit, auch bisher nicht Versicherte in die Krankenversicherung einzubeziehen.

Auch Privatversicherte profitieren von Bürgerversicherung

Privatversicherte sind nicht nur Nutznießer des Zwei-Klassen-Systems. Sie haben oft auch das Pech, ungefragt Versuchspersonen für neue Therapieverfahren zu werden oder nutzlosen Untersuchungen und Behandlungen ausgesetzt zu sein, die die gesetzlichen Kassen aus gutem Grund nicht bezahlen würden.

Viele Privatversicherte können zudem die oft horrenden und im Alter steigenden Beiträge nicht bezahlen. Sie sind dann gezwungen, in günstigere Tarife mit schlechteren Leistungen zu wechseln, denn die Gesetzlichen Kassen bleiben ihnen verschlossen.

Darum sollte es auch im Interesse von Privatversicherten sein, schnell dieses unsinnige und in Europa einmalige Nebeneinander von zwei Versicherungssystemen für die gesundheitliche Absicherung zu beenden.

 

linksfraktion.de, 2. Februar 2016