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Gerhard TrabertFoto: Christof Mattes

Gerhard Trabert: Mehr soziale Gerechtigkeit wagen

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Die Wiederwahl Frank-Walter Steinmeiers als Bundespräsident gilt als sicher, nachdem ihm sowohl die Parteien der Ampelkoalition als auch die Union ihre Unterstützung zugesagt haben. Um ein Zeichen für mehr soziale Gerechtigkeit zu setzen, schickt DIE LINKE als Gegenkandidaten Sozialmediziner Gerhard Trabert ins Rennen um das Amt.

„Würdig und eine gute Wahl für das Amt des Bundespräsidenten“, erklärt Fraktionsvoritzender Dietmar Bartsch. „Trabert ist tagtäglich mit dem Arztmobil unterwegs, um obdachlose Menschen zu versorgen, war in vielen Krisengebieten als Arzt und Seenotretter tätig, wurde mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.“

„Meine Kandidatur steht unter dem Slogan: Mehr soziale Gerechtigkeit wagen“, sagt Trabert, Gründer und Vorsitzender des Vereins „Armut und Gesundheit in Deutschland“ der Süddeutschen Zeitung. Im Programm der Bundesregierung könne er dies nicht erkennen. „Viele Politiker sind so weit entfernt von der Lebensrealität der Empfänger von Transferleistungen, dass sie nicht nachvollziehen können, was es bedeutet, von Hartz IV leben zu müssen.“ Es müsse Aufgabe eines Bundespräsidenten sein, das Thema Ungleichheit stärker zu betonen. In der Pandemie werde zu wenig beachtet, dass Krankheit und Sterblichkeit mit dem sozialen Status verbunden seien. 

Der gebürtige Mainzer setzt sich seit Jahren für eine sozialere Gesellschaft ein, kümmert sich zum Beispiel mit dem sogenannten Obdachlosenmobil um die ärztliche Versorgung wohnungsloser Menschen. Für seinen Einsatz als Arzt und Sozialarbeiter erhielt er unter anderem die Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzteschaft sowie das Bundesverdienstkreuz. Auf seiner Website schreibt der 65-Jährige: „Armut macht krank und Krankheit macht arm. Seit Jahrzehnten ist es mein wichtigstes Anliegen, diesen Missstand in die Öffentlichkeit zu tragen und zu versuchen, betroffenen Menschen als Sozialarbeiter und Arzt ein Stück Würde zurückzugeben.“

Er wolle nicht gegen Steinmeier operieren, sondern ein Zeichen setzen, sagt er der SZ mit Blick auf den Symbolcharakter seiner Nominierung: „Natürlich werde ich nicht zum Staatsoberhaupt gewählt werden, aber ich sehe schon ein Stückweit die Chance, eine Diskussion anzuregen. Ich möchte die Kandidatur nutzen, um auf die Armut und soziale Ungerechtigkeit in diesem Land hinzuweisen, und um als Fürsprecher von Menschen aufzutreten, die zu wenig gehört werden. Das zählt doch zu den ureigensten Aufgaben eines Bundespräsidenten. Meine Kandidatur richtet sich nicht gegen jemanden, sondern für etwas“, so Trabert. Nämlich die soziale Frage, die in der bisherigen Amtszeit des Bundespräsidenten keine allzu große Rolle gespielt habe. „Da hätte er sich schon mal ein bisschen öfter zu Wort melden können.“

Über die Anfrage, ob er die Kandidatur übernehmen wolle, war er überrascht. "Dann habe ich mir gesagt: Ich kann so eine Chance nicht ausschlagen, mich für sozial benachteiligte Menschen einzusetzen. Natürlich haben alle recht, die sagen, es wäre an der Zeit, auch mal eine Bundespräsidentin zu haben", sagt Trabert. "Bei meiner Kandidatur stehen allerdings Inhalte im Vordergrund, die meines Erachtens auch ein Mann verkörpern kann." Es sei seine Hoffnung, dass von dem, was er in den kommenden Wochen als Kandidat sagen werde, auch was hängen bleibe. „Ich könnte mir auch vorstellen, dass Vertreter anderer Parteien – etwa der Grünen oder des linken Flügels der SPD – auch nicht mit allem zufrieden sind, was Frank-Walter Steinmeier verkörpert. Vielleicht biete ich da doch auch eine soziale Alternative an.“