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Frühe Klarheit über den Zivilistenstatus vieler Kundus-Opfer

Nachricht von Paul Schäfer,

Sofort-Info Nr. 17

Der Kundus-Untersuchungsausschuss hat in seiner Sitzung am 28. Oktober zwei weitere Zeugen gehört: Die afghanische Provinzrätin Dr. Habibe Erfan, die mit eigenen Nachforschungen die Behauptung der Bundesregierung widerlegte, bei den Opfern des Bombenangriffs von Kundus habe es sich ausschließlich um Taliban gehandelt, sowie einen Bundeswehrsoldaten, der während der Bombennacht im Feldlager Kundus als Informationssammler eingesetzt war. Erfan bestätigte in ihrer Aussage erneut, dass nach ihrer Kenntnis beim Luftangriff von Kundis 113 Menschen, darunter 26 Kinder und Jugendliche, getötet wurden. Sieben weitere Personen seien schwer verletzt worden. Unter den Todesopfern seien auch viele Angehörige der Zivilbevölkerung gewesen, denen kaum Sympathien für die Taliban zu unterstellen seien: Während diese zum Boykott der afghanischen Wahlen aufgerufen hatten, waren viele der Opfer im Besitz von Wahlausweisen.

 

Der zweite Zeuge des Abends, eigens von einem erneuten Einsatz aus Afghanistan eingeflogen, beschrieb seine Rolle in der Bombennacht als die eines „Postboten“, der nur Informationen hin- und hergetragen habe und in Entscheidungsprozesse nicht eingebunden gewesen sei. Jenseits dessen berief er sich auf massive Erinnerungslücken und die Ungewissheit, welche Informationen ihm in der Nacht des Angriffs schon vorgelegen hätten und welche er im Anschluß aus der Berichterstattung gewonnen habe. Immerhin: Bestätigen konnte er, dass das Schicksal des entführten Tanklastwagenfahrers bei der Entscheidung zum Bombenabwurf keine Rolle gespielt habe. Von mindestens einem zivilen Opfer konnte also sicher ausgegangen werden.