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Filmemacherin Helga Reidemeister zu Gast auf der Afghanistankonferenz

Im Wortlaut von Heike Hänsel,

Von Heike Hänsel, entwicklungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag

Auf der Konferenz »Das andere Afghanistan« zeigt die Filmemacherin und Adolf-Grimme-Preisträgerin Helga Reidemeister ihren Dokumentarfilm »Mein Herz sieht die Welt schwarz – Eine Liebe in Kabul« (2009). Anschließend wird sie mit Luc Jochimsen den Film diskutieren und dem Publikum für Fragen zur Verfügung stehen.

Über den Film

Hossein und Shaima lieben sich seit ihrer Kindheit. Der Krieg reißt sie als Halbwüchsige auseinander. Im Kabul der 90er Jahre finden sie sich wieder. Die Armut zwingt Hossein, im Krieg zu kämpfen. Hossein wird querschnittsgelähmt durch Granatsplitter. Wenig später wird Shaima als vierte Ehefrau an einen 40 Jahre älteren Mann verkauft und wird schwanger. Shaimas Ehemann bleibt die Hälfte des Brautgeldes schuldig. Deshalb holt ihr Vater sie zurück in die patriarchalische Enge seiner Familie, wo sie mit ihrer inzwischen 5-jährigen Tochter noch heute lebt. Das hindert die beiden Liebenden aber nicht, sich gegen den Willen ihrer Familien so oft wie möglich zu sehen. Beide träumen von einem gemeinsamen Leben in Frieden. In Bedrängnis und in Angst vor drohender Rache der männlichen Mitglieder beider Familien versuchen Hossein und Shaima unter schwierigsten Umständen ihre Liebe zu leben...

Warum der Film entstand?

Anlässlich einer Filmvorführung von „Mein Herz sieht die Welt schwarz“ in der Berliner Akademie der Künste im Herbst 2009 sagte Helga Reidemeister über ihre Intention: „Als 2001 die Deutschen in den Krieg nach Afghanistan ziehen wollten, habe ich mich gefragt, wer unser Feind sein soll. Wer sind die Taliban? Gegen wen sollen wir kämpfen?“
Um Antworten auf diese Fragen zu bekommen, reiste sie nach Kabul und begab sich auf die Suche. Fündig wurde sie in einer Werkstatt für Prothesen in Kabul, wo sie den Protagonisten ihres Films, den gelähmten Hossein, sowie seine Familie als auch Mitglieder von Shaimas Familie kennen lernte. Das Ergebnis ist ein eindringlicher Film über das alltägliche Leben von Menschen in dem von Armut und Krieg geplagten Land.

Über die Filmemacherin

Helga Reidemeister ist eine 68erin. Sie war Mitglied im Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) und arbeitete nach dem Studium der Malerei 1968 bis 1973 als Sozialarbeiterin im Märkischen Viertel in Berlin. In ihren ersten Filmen, „Der gekaufte Traum“ (1977) und „Von wegen Schicksal“ (1979, Deutscher Filmpreis), stellt sie die Lebenswirklichkeit der Bewohner des Viertels dar, beispielsweise anhand des Porträts einer alleinerziehenden Mutter, die ihren als schicksalhaft vorgegebenen Alltag durchbrechen will.

Dem Thema Krieg hat sie sich seit dem Irak-Krieg und dem 11. September immer mehr angenähert. In „Texas-Kabul“ (2004) porträtiert sie Frauen in Afghanistan, Indien, Serbien und den USA, welche sich mutig gegen Nationalismus und Krieg einsetzen.

Noch immer wohnt Helga Reidemeister in derselben Wohnung in Berlin, in der sie jahrelang zusammen mit ihrem Weggefährten Rudi Dutschke lebte. Der Film „Aufrecht Gehen, Rudi Dutschke - Spuren“ (1988) widmet sich denn auch dem Leben des bekanntesten Gesichts der Studentenbewegung.
Die Dokumentarfilmerin stellt das Private in einen politischen und gesellschaftlichen Kontext, gemäß der 68er-Maxime „Das Private ist politisch“. Die Kritikerin Waltraud Schwab urteilte in die tageszeitung (7. März 2005): „Reidemeister will die Wirklichkeit, die sie beunruhigt, dokumentieren. Sie will Menschen zeigen, die nicht aufgeben, auch wenn die Umstände gegen sie sprechen.“ Und zitiert Helga Reidemeister mit folgenden Worten: „Ich bin dem Prinzip Hoffnung verpflichtet. Ich brauche das Prinzip Hoffnung selber. Ich suche in meinen Filmen Leute, die etwas Widerständiges denken und leben.“

linksfraktion.de, 26. Januar 2011



„Mein Herz sieht die Welt schwarz – Eine Liebe in Kabul“ am 28. Januar 2011 um 20 Uhr im Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestages, Konrad-Adenauer-Str. 1, Eingang West. Anmeldung erforderlich