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Arbeiter bei Rheinmetall arbeiten an einem Kanonenrohr für den Kampfpanzer Leopard © picture alliance/dpa|Philipp SchulzeFoto: picture alliance/dpa|Philipp Schulze

Ein Herz für Panzer

Im Wortlaut von Gesine Lötzsch, junge Welt,

Haushaltsentwurf 2024. Gastkommentar von Gesine Lötzsch

Die Bundesregierung spricht von einem Rekordansatz für die Bundeswehr für 2024. Sie ist stolz darauf, dass im nächsten Jahr 71 Milliarden Euro für die Aufrüstung der Bundeswehr eingeplant sind. 51,8 Milliarden sind für den Verteidigungshaushalt vorgesehen, 19,2 sollen aus dem Sondervermögen Bundeswehr finanziert werden. Damit wird die NATO-Vorgabe erreicht: Zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes werden für militärische Aufrüstung ausgegeben.

Schon jetzt ist klar, dass damit unsere Sicherheit nicht erhöht wird, sondern nur mit Sicherheit die Gewinne der Rüstungskonzerne steigen werden. Rheinmetall und die anderen Rüstungskonzerne rufen absurde Traumpreise auf, und die Bundesregierung ist bereit, ungeprüft jeden zu zahlen. Es vergeht kaum ein Tag, wo nicht Einkaufslisten der Bundeswehr den Haushaltsausschuss erreichen. Medial wurde die Kostenexplosion bei den Spionageschiffen aufgegriffen. Bislang waren drei Schiffe mit einem Gesamtpreis von etwas mehr als zwei Milliarden Euro veranschlagt. Jetzt sollen die Kosten um 1,2 Mrd. Euro steigen. Selbst die Prüfer des Bundesrechnungshofes bekommen bei diesen krassen Preisexplosionen Schnappatmung. Solche Entscheidungen werden im Schnelldurchgang in einer Sitzung gefällt. Zum Vergleich: Das Elterngeld soll im Haushalt 2024 um 290 Mio. Euro gekürzt werden. Darüber werden wir über mehrere Wochen beraten.

Ob die Waffen schießen, schwimmen oder fliegen, ist aus Sicht der Bundesregierung zweitrangig. Sie möchte vor allem die NATO-Vorgaben erfüllen, koste es, was es wolle. Wir haben in der Vergangenheit immer wieder erlebt, dass Waffen ausgeliefert wurden, die nicht funktionierten. Das aktuelle Beispiel sind die Schützenpanzer »Puma«, die in einem Manöver komplett ausgefallen sind. Pazifisten werden das gut finden, doch die Konsequenz ablehnen: Es werden neue »Pumas« bestellt.

Zur Finanzierung der Aufrüstung der Bundeswehr soll bei Kindern, Bildung, Gesundheit, Rente und humanitärer Hilfe der Rotstift angesetzt werden. Die Familienministerin forderte zwölf Milliarden Euro für die Kindergrundsicherung. Sie bekommt aber nur zwei Milliarden vom Finanzminister. Die Bundesregierung hat den Kampf gegen Kinderarmut aufgeben.

Alle Kürzungen sind unsozial und auch nicht nötig. Die Bundesregierung müsste nur die Gewinner der Krisen zur Kasse bitten. Die Extragewinne von Aldi, Lidl und Rheinmetall müssen gerecht besteuert werden. Doch das lehnt diese Regierung kategorisch ab. Da zeigt sich wieder, dass diese Regierung vor allem große Vermögen schützen will und nicht die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger, die unter den zahlreichen Krisen leiden.

junge Welt,