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Dringend gebraucht: Mehr und bessere soziale Dienstleistungen

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Auf dem Podium: Rolf Rosenbrock, Gabriele Winker, Katja Kipping, Sabine Zimmermann und Thomas Gerlinger (von links)

 

Ob gute Kitas, wohnortnahe gesundheitliche Versorgung, Pflegedienste, Krankenhäuser oder Familienhilfe: Es gibt in Deutschland einen großen Bedarf an sozialen Dienstleistungen. Das war das einhellige Ergebnis eines Fachgespräches der Fraktion DIE LINKE im Deutschen Bundestag. Die eingeladenen Referentinnen und Referenten aus Wissenschaft, Verbänden und Gewerkschaften machten aber auch deutlich: Es ist eine Menge zu tun, um ein gutes Angebot an Dienstleistungen zu schaffen, das allen zugänglich ist, mehr Teilhabe ermöglicht, eine hohe Qualität bietet und den dort überwiegend weiblich Beschäftigten gute Arbeits- und Entlohnungsbedingungen gewährleistet.

Gabriele Winker, Professorin aus Hamburg, stellte die Idee der "Care Revolution" vor. Sie plädierte dafür, die Reproduktionsarbeit neu zu bewerten und zu organisieren. Menschliche Bedürfnisse sollten im Zentrum stehen, nicht die Profitorientierung, so ihr Resümee.

Rolf Rosenbrock, Vorsitzender des Paritätischen Gesamtverbandes, zeigte in seinem Beitrag den Handlungsbedarf in einzelnen Bereichen auf und stellte eine Studie des Paritätischen vor, in der der notwendige Finanzierungsbedarf umrissen wurde.

In seinem sehr eindringlichen Beitrag skizzierte Norbert Wohlfahrt, Professor für soziale Arbeit aus Bochum, die seit Jahren zunehmende Ökonomisierung der Sozialwirtschaft hin zu einem Sozialmarkt, der als Anlagemarkt für Kapital und Renditen umgeformt werden soll. Die Alternativen, die er vorstellte, machten deutlich: In vielen Bereichen sind große Anstrengungen nötig, um einen Richtungswechsel einzuleiten.

Aus Sicht der Gewerkschaft ver.di legte Martin Beckmann dar, warum der Zugang für alle und gute Arbeit zentrale Kriterien einer Dienstleistungspolitik sein sollten. Es gehe darum die Interessen der Beschäftigten und Nutzer_innen zusammenzudenken. Ein Beispiel sei die von der Gewerkschaft für das nächste Jahr geplante Kampagne zur Aufwertung der Berufe der Sozial- und Erziehungsdienste. Diese brauche viel öffentliche Unterstützung.

Thomas Gerlinger, Gesundheitsprofessor aus Bielefeld, plädierte ebenfalls dafür, die Perspektive der Nutzer_innen als Ausgangspunkt jeglicher Bestrebungen zu machen, und stellte am Beispiel der Altenpflege und des Gesundheitssystems Ziele und Kriterien vor, an denen sich ein sozialgerechter Um- und Ausbau der Dienstleistungen orientieren sollte.

Das Fachgespräch war eine sehr gelungene Veranstaltung und gibt der Fraktion viele Anregungen mit. Es zeigte aber auch vor allem eines: Es ist viel zu tun! Fangen wir damit an und behalten einen langen Atem.

linksfraktion.de, 13. November 2014