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Der Marsch für atomare Abrüstung von London nach Aldermaston vom 4. bis 7. April 1958 war die Geburtsstunde der Ostermärsche © picture alliance/United Archives|91050/United_Archives/TopFotoFoto: picture alliance/United Archives|91050/United_Archives/TopFoto

Die Waffen nieder – zu Ostern raus auf die Straßen!

Nachricht von Ali Al-Dailami,

Von Ali Al-Dailami, stellvertretender Vorsitzender der Linksfraktion

Zum 65. Jahrestag der Ostermärsche stehen die Aktionen der Friedensbewegung unter so katastrophalen Vorzeichen wie selten, es brennt an allen Ecken und Enden: Das NATO-Mitglied Türkei greift Nordsyrien und Nordirak an, auch mit Giftgas. Der Krieg im Jemen mit seinen über 400.000 Toten jährte sich im März zum achten Mal. Kriege und Bürgerkriege in Mali, Myanmar und im Kongo, in Sudan, Somalia und Syrien – und auch für Afghanistan interessiert sich anderthalb Jahre nach der Machtübernahme der Taliban kaum noch jemand. Und über all dem schwebt der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine mit seinen hunderttausenden Toten und Verletzten.

1958 gingen britische Genossinnen und Genossen erstmals zu Ostern auf die Straße und marschierten in vier Tagen die 83 Kilometer von London zum Atomforschungszentrum Aldermaston, um für die nukleare Abrüstung zu demonstrieren – das Peace-Zeichen ☮️ wurde für diesen Marsch entworfen und unter dessen universaler Anziehungskraft kämpfen wir auch heute noch für eine Welt in Frieden. Das Motto von damals – „Ban the Bomb“ – könnte heute kaum aktueller sein, angesichts des nuklearen Säbelrasselns, das wir seit Jahren vernehmen: Trump boykottierte mehrere Abkommen zur nuklearen Abrüstung, Inspektionen von russischen und US-Atombomben wurden ausgesetzt, im Februar legte Putin dann mit dem New-START-Vertrag auch noch das letzte große Abrüstungsabkommen auf Eis und offene Drohungen über den Einsatz nuklearer Waffen nehmen zu.

Mit der nuklearen Teilhabe der NATO und wenn Russland dann, wie vor kurzem angekündigt, auch in Belarus bald Atomraketen stationiert, lagern in allen Ecken Europas nukleare Massenvernichtungswaffen, mit denen das Leben auf dem Kontinent ausgelöscht werden kann – der blanke Irrsinn! Doch dass sich die Bundesregierung hier klipp und klar gegen diesen selbstzerstörerischen Kurs stellen und doch zumindest auf eine nukleare Deeskalation hinarbeiten würde – diese Hoffnung können wir begraben. Erst im Januar wurde die Weltuntergangsuhr auf 90 Sekunden vor Mitternacht eingestellt, so nah vor der globalen Katastrophe wie nie zuvor – doch die hiesige Politik sperrt wie die drei Affen von Konfuzius ganz fest Augen, Ohren, Mund zu.

Deshalb braucht es eine starke außerparlamentarische Opposition, die Druck macht auf die handelnden Akteure in der Politik. Wir müssen laut sein, und wir müssen viele sein!

Es mag befremdlich klingen, doch: Sich für Frieden einzusetzen, erfordert dieser Tage großen Mut. Zu donnernd wird medial und in der Politik auf die Kriegstrommel eingeschlagen, zu dröhnend ist das Getöse der kriegerischen ganz großen GroKo aus Ampel und Union, die außer Panzern und Raketen scheinbar nichts anderes mehr im Sinn haben und den „Frieden“ in der Ukraine um jeden Preis herbeibomben wollen. Nur wenige Tage brauchte Verteidigungsminister Pistorius nach seinem Dienstantritt, bis Fotos von ihm grinsend im Flecktarn im Leopard-2 die Runde machten, Überschrift: „Richtig Bock auf den Job!“ Krieg wird zum Spektakel, lang vergessene Friedensfreunde wissen heute über jede Schraube an jeder marktverfügbaren Panzerhaubitze Bescheid. Und in der öffentlichen Debatte wird jedes noch so zahme Zweifeln, jeder vorsichtige Einwurf, dass mehr Krieg vielleicht ja doch nicht zu weniger Krieg führt, selbstgerecht abgewatscht, diffamiert und so mundtot gemacht. Widerspruch ist nicht genehm, die Reihen schließen sich – diese Entwicklung ist fatal!

Doch wir dürfen den Gedanken des Friedens nicht aufgeben, unser so wichtiges Ideal des „Frieden schaffen ohne Waffen!“ niemals einem völlig fehlgeleiteten Verständnis von vermeintlicher Unterstützung und Solidarität preisgeben, uns niemals moralisch erpressen lassen – egal, wie viel Gegenwind wir erfahren und wie viel Prügel wir von großen Teilen der Presse und den in Reih‘ und Glied aufgestellten Parteien dafür kassieren.

Daher: Raus auf die Straße! Werdet Teil der Ostermärsche, seid laut und erhebt Eure Stimme gegen Krieg und Gewalt und für ein friedliches Miteinander überall auf der Welt!