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»Dann holen wir uns eben einen Manager aus Polen«

Im Wortlaut von Klaus Ernst,

Wie in jedem Jahr sind die Mitglieder der Fraktion DIE LINKE während der so genannten Parlamentarischen Sommerpause viel in ihren Wahlkreisen unterwegs. Vor Ort nehmen sie sich der Sorgen und Nöte der Bürgerinnen und Bürger an, besuchen Betriebe und Vereine, engagieren sich für lokale und regionale Anliegen. Auf linksfraktion.de schreiben die Parlamentarierinnen und Parlamentarier über ihren Sommer im Wahlkreis.

Foto: Manfred Unger

Im Oberland (Bayern) haben in den letzten Jahren hunderte von Menschen ihren Job durch Betriebsschließungen oder -verlagerungen verloren. Die Zerstörung der Unternehmen ist für so genannte Heuschrecken aufgrund der Gesetzeslage immer noch ein lukratives Geschäft. Weitgehend unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit werden Arbeitsplätze in Regionen mit geringen Löhnen verlagert.

So auch im Falle der Firma Zarges in Peiting. Das Werk schreibt das schwarze Zahlen. 140 Menschen sollen ihre Arbeitsplätze verlieren. Unter dem Motto »Eine Region steht auf« lassen sich die Peitingerinnen und Peitinger die profitorientierten Spielchen der Manager nicht weiter gefallen. Mehr als tausend Menschen demonstrierten am 17. Juli in Peiting mit Blaskapelle und allerhand kreativen Aktionen.

Auf den Appell des SPD-Landrats Zeller, sich im Ton zu mäßigen und höflich zu bleiben, reagierten die Demonstranten mit Pfiffen. Auch die Betriebsräte der betroffenen Firmen aus der Region meinten übereinstimmend, dass sie es satt hätten, sich höfliche Floskeln anzuhören, wenn Entlassungen gemeint sind. „Gemeinsam gehen wir durch die Krise“, habe seinerzeit der Zarges-Geschäftsführer Haberstroh den Arbeiterinnen und Arbeitern versprochen. Heute will der Manager davon nichts mehr wissen, prangert Zarges-Betriebsrat Werner Bäumler an. Der Musiker Sepp Raith reagierte in einer musikalischen Einlage über „schöne Floskeln“, die uns den neoliberalen Heilsweg immer noch schmackhaft machen sollen.

Ich habe mich gefreut, zu den Menschen sprechen zu können. Die Gehälter der Arbeitnehmer werden ständig mit denen der Arbeitnehmer in Polen, Ungarn oder anderen Billiglohnländern verglichen. Die Manager hingegen vergleichen sich selbst immer nur mit Managern aus den USA und aus Großbritannien und jammern auf hohem Niveau darüber, dass sie angeblich zu wenig bekämen. „Wir können auch anders. Dann holen wir uns eben einen Manager aus Polen“, schlage ich den Versammelten vor.

Die Blaskapelle Wonder Bras spielte „Die Internationale“ und angeführt vom Peitinger Trommlerzug bewegten sich die Demonstrierenden in Richtung Zechenschenke, wo in entspannter Atmosphäre noch lange über weitere Protest-Aktionen diskutiert wurde.

Von Klaus Ernst

linksfraktion.de, 18. Juli 2010

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