Trotz eines Umsatz-Booms am Bau gibt es nur eine bescheidene Lohnentwicklung für die rund 890.000 Beschäftigten. Der Osten bleibt bei den Löhnen weiter abgehängt. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Schriftliche Frage zur Löhnen und Umsatz im Bauhauptgewerbe im Monat August von Pascal Meiser hervor.
Demnach verdienten Vollzeitbeschäftigte des Bauhauptgewerbes in den alten Bundesländern weitaus mehr als in den neuen. Lag der mittlere Lohn in der Branche vergangenes Jahr in Westdeutschland bei 3.355 Euro brutto im Monat, so waren es in Ostdeutschland nur 2.713 Euro. Vor einem Jahrzehnt lag der mittlere Bruttomonatslohn für Vollzeitbeschäftigte im Westen bei 2.691 Euro, im Osten bei 1.972 Euro. Das macht eine Differenz von 719 Euro. Heute liegt sie noch bei 642 Euro. Ginge die Lohnangleichung in diesen Trippelschritten weiter, würden erst im Jahr 2104 auf dem Bau gleiche Gehälter bezahlt.
Der vergangene Tarifvertrag im Bauhauptgewerbe lief am 30. Juni 2021 aus. Beschäftigte der Baubranche haben zuletzt bei bundesweiten Kundgebungen für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen demonstriert. Zurecht kritisiert auch die Industriegewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt (IG BAU), dass die Beschäftigten des Baugewerbes an den trotz der Corona-Pandemie gut laufenden Geschäften ihrer Firmen nicht ausreichend beteiligt werden.
Pascal Meiser, gewerkschaftspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE: „Der anhaltende Boom im Bauhauptgewerbe darf nicht länger an den Beschäftigten vorbeigehen. Alleine die Mietsteigerungen fressen inzwischen vielerorts die Lohnsteigerung mehr als auf. Es kann nicht sein, dass diejenigen, die für den dringend notwendigen Bau neuer Wohnungen sorgen, sich am Ende in Städten wie Berlin selbst kaum mehr eine Wohnung leisten können.
Besonders skandalös ist, dass die Beschäftigten am Bau im Osten mehr als 30 Jahre nach der Deutschen Einheit immer noch deutlich schlechter bezahlt werden als ihre Kollegen im Westen. Wenn es bei der Lohnangleichung am Bau im Tempo der letzten zehn Jahre weitergeht, wird es in der Branche frühestens im 22. Jahrhundert gleichen Lohn für gleiche Arbeit geben. Auch die Forderung der Beschäftigten und ihrer Gewerkschaft IG BAU nach einer Ost-West-Angleichung in der laufenden Tarifrunde ist deshalb absolut berechtigt. Der Osten darf nicht länger die Billiglohnzone Deutschlands bleiben.“