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Ausbildung ist Menschenrecht. Setzen wir es um, für alle!

Nachricht von Agnes Alpers,

Jährlich landen 300.000 Jugendliche in Maßnahmen des Übergangssystems. Zehntausende, selbst mit dem zweifelhaften Etikett „ausbildungsreif“, finden keinen Ausbildungsplatz. Und die Bugwelle derer, denen der Einstieg in Ausbildung schon vor Jahren verwehrt blieb, nimmt auch durch den demografischen Wandel nicht ab.

Rund 1,5 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 29 Jahren haben in diesem Land keine abgeschlossene Berufsausbildung. Weitere 700.000 kommen hinzu, wenn die Altersgruppe bis 34 Jahre erweitert wird. Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung haben kaum eine Chance auf qualifizierte Arbeit, arbeiten und leben oftmals prekär und werden somit dauerhaft von einer gleichberechtigten Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen. Zurecht spricht der DGB in einer neuen Expertise von der „Generation abgehängt“. Millionen von Menschen bekommen keine ernsthafte Perspektive aufgezeigt. Der viel propagierte Fachkräftemangel wird so zu einer leeren Worthülse.

Wer in die Zukunft investieren will, bildet umfänglich und qualifizierend aus. Wir als Fraktion DIE LINKE  weisen seit langem auf diese Problematik hin und fordern von der Bundesregierung, endlich aktiv zu werden. Nur passiert ist bisher nichts. Denn wenn es um die Ausbildung junger Menschen geht, verfallen Bundesregierung und die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft regelmäßig in Selbstlob über die Lage am Ausbildungsmarkt und mokieren sich stattdessen über fehlenden qualifizierten Nachwuchs. Richtig ist: Das duale Ausbildungssystem ist ein erfolgreiches Modell, das sich bewährt hat. Aber es gibt auch Schwachstellen. Die größte ist die (gescheiterte) Selbstverpflichtung der Betriebe, mit der zusätzliche Ausbildungsplätze entstehen sollten. Doch selbst in Zeiten, in denen die Auftragslage gut ist, gelingt es den Betriebe nicht, allen ausbildungsinteressierten Jugendlichen einen Ausbildungsplatz anzubieten.

Die Schattenseiten des Ausbildungsmarkts, die Menschen, die ausgeschlossen werden oder bereits seit Jahren von Ausbildung ausgeschlossen sind, kommen in der öffentlichen Wahrnehmung so gut wie gar nicht  vor.  Und die eigentliche Ursache – es stehen nicht genügend Ausbildungsplätze zur Verfügung – wird nicht behoben. 

Der Aufruf des DGB, der GEW und des Kooperationsverbunds Jugendsozialarbeit ist daher ein wichtiges Signal zur richtigen Zeit. Er fordert, das Recht auf Ausbildung umzusetzen. Denn berufliche Bildung ist Menschenrecht. Dies führt u.a. die UN-Kinderrechtskonvention aus. Wir als Fraktion DIE LINKE unterstützten deshalb diesen Aufruf. Wir kämpfen dafür, dass das Recht auf Ausbildung für alle Menschen umgesetzt wird.

Dazu bedarf es eines grundlegenden Kurswechsels. Wir brauchen endlich ein auswahlfähiges Angebot an Ausbildungsplätzen, das die freie Wahl des Ausbildungsplatzes gemäß Artikel 12 Grundgesetz tatsächlich garantiert. Dieses kann durch eine solidarische Umlagefinanzierung, an der sich alle Unternehmen einzelner Branchen beteiligen und somit gemeinschaftlich zusätzliche Ausbildungsplätze finanzieren, erreicht werden. Darüber hinaus müssen unterstützende Angebote wie Beratung und Begleitung ausgebaut werden und verlässlich in Ausbildung und zu einem Berufsabschluss führen. Nur so schaffen wir Perspektiven für alle jungen Menschen, aber auch für Deutschland und die ganze Gesellschaft.