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Amazon - Strategien für Gute Arbeit und Tarifbindung

Nachricht von Jutta Krellmann,

Jutta Krellmann beim Amazon-Ratschlag                           Foto: Niels-Holger Schmidt

 

Vom 2. bis 3. Oktober fand in Berlin der Ratschlag Amazon der Bundestagsfraktion statt. Viele BetriebsrätInnen, Vertrauensleute und Gewerkschaftsaktive von Amazon und die sie betreuenden hauptamtlichen KollegInnen waren dazu an ihrem freien Wochenende nach Berlin gekommen. Gemeinsam diskutierten wir zwei Tage lang über Erfahrungen der bisherigen Streiks und gemeinsame Perspektiven für die politische Unterstützung des Arbeitskampfes auf verschiedenen Ebenen: Zum einen durch parlamentarische Initiativen, zum anderen durch Bündnisse und eine mögliche öffentlichkeitswirksame Kampagne.

Amazon lehnt es auch nach über zwei Jahren Streik ab, mit ver.di über einen Tarifvertrag zu verhandeln. Die Geschäftsführung will das »Modell Amazon« in Deutschland durchsetzen: ohne Tarifverträge und gewerkschaftliche Rechte, dafür mit Befristungen, Überwachung und Schikane. Sollte Amazon mit dieser Strategie erfolgreich sein, würden Arbeitsbedingungen, Mitbestimmung und die ohnehin geringe demokratische Teilhabe im Handel und in anderen Branchen weiter ausgehöhlt.

Am Freitag begrüßte Jutta Krellmann, gewerkschaftspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion, die Beschäftigten und Gewerkschaftssekretäre im Fraktionssaal. Zunächst stand der Austausch der bisherigen Erfahrungen im Vordergrund. Nahezu alle deutschen Amazon-Standorte waren dabei mit KollegInnen vertreten. Entsprechend angeregt verlief die Diskussion. Neben vielen Gemeinsamkeiten gibt es auch einige Unterschiede in den Standorten. Während nahezu alle Standorte mit hohen Krankheitsquoten von bis zu 40 Prozent im Extremfall zu kämpfen haben, sind Befristungsquoten je nach Standort sehr unterschiedlich. Gerade die neueren Standorte haben sehr hohe Befristungsquoten von teilweise 80 Prozent. Die permanente Überwachung der Beschäftigten ist überall Thema, ebenso die Versuche des Managements, sich als „die Guten“ darzustellen. Alle Standorte eint die Tatsache, dass Amazon sich weiterhin weigert, Gespräche mit ver.di zu führen und daher ein Tarifvertrag trotz aller positiven Entwicklungen noch nicht in Sicht ist.

Wie der Kampf um einen Tarifvertrag von außen unterstützt werden kann, darum ging es am zweiten Tag der Veranstaltung, zusammen mit KollegInnen aus Solibündnissen, der katholischen Betriebsseelsorge, Attac und einigen anderen. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Partei DIE LINKE. und Peter Renneberg (Organisierung & Kampagnen, ORKA) nutzten wir den Tag als Auftakt für eine mögliche Kampagne für einen Tarifvertrag für Amazon und diskutierten die verschiedenen Ebenen: im Parlament, vor Ort, im Betrieb. Jetzt wird es darum gehen, den Schwung der Veranstaltung zu nutzen und die Möglichkeiten für ein breiteres Bündnis auszuloten. Die Teilnehmenden des Ratschlags fahren auf jeden Fall motiviert und mit vielen neuen Erkenntnissen zurück. 

Im Anschluss an den Ratschlag der Fraktion fand ein internationales Podium mit Amazon-Beschäftigten aus Spanien, Portugal und Deutschland, organisiert durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung, statt. Einen Bericht finden Sie auf der Website der Stiftung.  

linksfraktion.de, 6. Oktober 2015