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Dietmar Bartsch beim 8. Queerempfang

8. Queerempfang: Emanzipatorische Kräfte stärken

Nachricht von Harald Petzold, Dietmar Bartsch,

Fotoestrecke auf Flickr

„heute abend ist urlaub, keine lösung“, so lautet der letzte Satz im Coming-Out-Roman „Kleinstadtnovelle“ des deutsch-deutschen Schriftstellers Ronald M. Schernikau, der 1991 viel zu früh an den Folgen von Aids starb. Dem Credo, den Abend zu einem Urlaub zu machen, folgten rund 200 Personen beim nunmehr achten Queerempfang der Linksfraktionen des Bundestages und des Abgeordnetenhauses in die queere Kreuzberger Institution Südblock. Sigrid Grajek alias Coco Lores geleitete durch den Abend.

Auf der Bühne stellte der Vorsitzende der Bundestagsfraktion Dietmar Bartsch klar, dass eine solidarische Gesellschaft nur erstritten werden könne, wenn sowohl die emanzipatorischen Kräfte in der Gesellschaft gestärkt, als auch die soziale Frage endlich angegangen würde. Dies sei eine Antwort auf den politischen Rechtsruck. Dazu gehöre auch die Öffnung der Ehe für alle Menschen. Niemand müsse heiraten, aber alle sollten endlich die Möglichkeit haben. Philipp Bertram, Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses und Sportpolitischer Sprecher der Linksfraktion erläuterte, dass der rot-rot-grüne Berliner Senat die Initiative „Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und die Akzeptanz der geschlechtlichen und sexuellen Vielfalt“ endlich weiterführen werde. Die Idee eines sozialen Berlins könne nur Wirklichkeit werden, wenn Diskriminierungen abgebaut würden.

Harald Petzold, queerpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion DIE LINKE, legte dar, wie peinlich das Lavieren der SPD in der großen Koalition beim Thema Gleichstellung sei, und dass sich trotz vollmundiger Versprechen der SPD vor der Wahl („100 % Gleichstellung nur mit uns“), in punkto Eheöffnung nichts täte. Des Weiteren thematisierte er die Verfolgung und Ermordung von Homosexuellen in Tschetschenien, die endlich beendet werden müsse. DIE LINKE brachte dazu als einzige Fraktion einen Antrag in den Deutschen Bundestag ein. Die Senatorin für Soziales, Arbeit und Integration des Berliner Senats, Elke Breitenbach, plädierte dafür, dass alle Geflüchteten schnell und unbürokratisch eine lebenswürdige Unterkunft in Berlin erhalten sollen. Wo ein konsequenter Wille sei, müsse man Paragraphen im Sinne lebenswürdiger Bedingungen auslegen.

Star des Abends war Ellen Schernikau, die Mutter des Schriftstellers Ronald M. Schernikau. Sie trug Texte ihres verstorbenen Sohnes vor, der eine grundsätzliche Gesellschaftsveränderung und Homosexualität in seinen Texten verband. Zum Schluss sang Coco Lores das Lied „Pulse“ von Melissa Etheridge. Das Lied entstand nach dem Massaker an 49 queeren Menschen in der Diskothek Pulse im Sommer 2016 in Orlando/USA und sollte Kraft geben. Die Anwesenden wurden vom wunderbaren Team des Südblocks um Richard Stein beherzt und herrlich verköstigt.

8ter Queerempfang in Kreuzberg