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35.000 syrische Flüchtlinge in der kurdischen Kleinstadt Suruc – Ein Hilferuf

Im Wortlaut von Karin Binder,


Flüchtlingslager in Suruc

Ein Reisebericht von Karin Binder, Sprecherin für Ernährungspolitik der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag


Ausgehend von der Provinzhauptstadt Sanliurfa fuhr unsere Delegation mit den MdBs der Fraktion DIE LINKE, Karin Binder, Annette Groth, Sabine Leidig, und Cansu Özdemir (LINKE Abgeordnete der Hamburger Bürgerschaft) in die Kleinstadt Suruç, mit knapp 60.000 Einwohnern, die circa 10 Km entfernt von der Stadt Kobane (arabisch "!Ayn al Arab!") nahe der syrischen Grenze liegt.

Begleitet wurden wir von zwei Genossen der dortigen DBP (Partei der Demokratischen Regionen – in Nachfolge der Partei für den Frieden und Demokratie/BDP), ihrem Vorsitzenden Celahattin Erkmen und dem Rechtsanwalt und Vorstandsmitglied Farak Yaygin.

In Suruç trafen wir

  • die junge Bürgermeisterin Zühal Ekmez, die seit den Kommunalwahlen im Frühjahr in dieser verantwortungsvollen Funktion arbeitet;
  • Flüchtlinge aus Kobane und den vielen umliegenden Dörfern;
  • Mitglieder von Flüchtlingsräten und viele ehrenamtliche HelferInnen;
  • eine Delegation von Frauen aus unterschiedlichsten Frauenorganisationen der ganzen Türkei („Frauen für den Frieden“, feministische Sozialistinnen, kurdische Frauenorganisationen …);
  • Abgeordnete des türkischen Nationalparlaments;
  • Yakup, einen Deutsch-Kurden aus Wuppertal, der mit Sohn und Tochter und einem Freund auf dem Weg nach Kobane war, um dort einem anderen Freund zu helfen.

In unseren Gesprächen erfuhren wir, dass Suruç, wie viele andere kurdische Gemeinden, sich selbst überlassen wird. Ohne Unterstützung des türkischen Staats kümmert sich die Kommune mit Hilfe vieler Ehrenamtlicher um die 35.000 bis 40.000 Flüchtlinge, die sich derzeit in Suruc aufhalten. 15.000 bis 20.000 Flüchtlinge wurden von anderen Kommunen in der Umgebung aufgenommen. Ehrenamtliche Flüchtlingsräte in der kurdischen Kleinstadt an der türkisch-syrischen Grenze kümmern sich um traumatisierte Kinder und Frauen, Kranke und alte Menschen. Ohne die selbstorganisierten Flüchtlingsräte, die sich um Unterbringung, zum Teil in riesigen Zeltlagern, um Matratzen, Decken,  Lebensmittel oder Medikamente und medizinische Versorgung kümmern, wäre dies alles nicht zu leisten. Aber spätestens in vier Wochen ist der Winter da. Die Menschen müssen in winterfesten Containern untergebracht werden, brauchen Sanitäreinrichtungen und medizinische Versorgung.

Die vielen Flüchtlinge, die sich noch auf syrischen Gebiet vor den Terroristen der IS in den Hügeln der Wüste verstecken, haben derzeit keine Chance, sich in Sicherheit zu bringen. Die Türkei hat mit ihrem Militär die Grenze dicht gemacht. Panzer und Militärfahrzeuge stehen in Kolonnen auf den Hügeln und beobachten lediglich, was auf der anderen Seite der Grenze geschieht. Anhand der vielen leeren Tränengasgranaten, die in einem Streifen von 500 bis 1000 Meter vor der türkischen Grenze zu finden sind, wird deutlich, wo das türkische Militär seine Hauptgegner sieht. Mit allen Mitteln wird versucht, junge Kurdinnen von einem Grenzübertritt nach Syrien abzuhalten, um die kurdischen KämpferInnen in Kobane zu unterstützen. Wie uns berichtet wurde, würde dabei vom türkischen Militär schon auch scharf geschossen.

Aus dem kurzen Gespräch mit Abgeordneten des türkischen Nationalparlaments wissen wir, dass dies alles dem türkischen Parlament offenbar keine Debatte wert ist.

Frauengruppen, die sich in den Lagern um die traumatisierten Frauen und Kinder bemühen, haben von den Flüchtlingen erfahren, dass von der IS entführte Frauen von der Terrororganisation sogar in die Türkei hinein verkauft würden. Spätestens hier muss sich internationale Politik einmischen und dem IS und seinen Unterstützern die Konten sperren. Die internationale Hilfe muss endlich organisiert werden. Aber weder der UNHCR (der Hohe Kommissar für Flüchtlingsfragen der Vereinten Nationen) noch andere große internationale Organisationen, bis auf Ärzte ohne Grenzen, wurden in Suruc bisher gesichtet. Internationale Hilfe über Ankara wird in Suruç nicht ankommen.

Was wir in Kurdistan gesehen haben, zwingt uns schnell zu handeln. Wir sammeln Geld, um es als Winterhilfe an die türkisch-syrischen Grenze zu schicken - direkt nach Suruç, dort wo Frauen, Kinder, Alte und Kranke Zuflucht finden.

Bitte überweisen Sie ihren Beitrag (steuerlich absetzbar) auf folgendes Konto:

Friedens- und Zukunftswerkstatt

IBAN: DE 20 5005 0201 0200 0813 90

Verwendungszweck: „Flüchtlingshilfe Suruç“