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1. Mai im Zeichen der Solidarität

Im Wortlaut von Jutta Krellmann,

 

Von Jutta Krellmann, gewerkschaftspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE im Bundestag

 

Solidarität ist das Band, das die Arbeiterbewegung zusammenhält. Durch Solidarität ist es den Beschäftigten an der Berliner Charité nach vier langen Jahren gelungen, einen Tarifvertrag für mehr Personal im Krankenhaus zu erreichen. Solidarität wird auch nach der Tarifrunde im Öffentlichen Dienst notwendig bleiben, wo es neben einer Entgelterhöhung auch um die Abschaffung sachgrundloser Befristungen und die Sicherung der betrieblichen Altersvorsorge ging. Damit die Kolleginnen und Kollegen mit Warnstreiks in die heiße Phase der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie starten konnten, war Solidarität untereinander die Grundvoraussetzung.

Am heutigen 1. Mai geht es auch um gesellschaftliche Solidarität. Wir haben ein bewegtes Jahr hinter uns. Ein Jahr, in dem viele Flüchtende aufgrund von Krieg, Armut und Verzweiflung in unser Land und unsere Nachbarschaften kamen. Wir haben damit das erste Mal seit Jahren wieder erfahren, dass die Welt eben nicht vor unserem Gartenzaun halt macht und haben erlebt, dass ganze Familien Leib und Leben riskieren, um in der Fremde Zuflucht und Sicherheit zu suchen.

Solidarität und Integration

Viele Beschäftigte treibt die Sorge um, ob nach dem Kraftakt der Erstversorgung der geflüchteten Menschen nun der Kraftakt der Integration in die Gesellschaft, vor allem der Erwerbsgesellschaft, wirklich gelingen wird. Solidarität ist das Wesen der Arbeiterbewegung. Wenn wir uns darauf besinnen, dann lässt sich unglaublich viel bewegen. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass es in der Arbeiterbewegung auch immer um internationale Solidarität geht. Als Gewerkschafterin nehme ich besorgt zur Kenntnis, dass sich unsere europäische Gesellschaft diesbezüglich zurückentwickelt. Zum Glück wird aber nach wie vor um Verbesserungen gestritten. In Frankreich und in Spanien streiten insbesondere junge Leute für soziale Rechte. In Deutschland kämpfen wir für bessere Tarifverträge und bessere Rahmenbedingungen.

Erreichen werden wir aber in allen Ländern nur dann etwas, wenn wir uns nicht auseinander dividieren lassen. In einem Klima der Angst, Hass und Gewalt können keine neuen und keine guten Ideen wachsen. Gute Vereinbarungen, gute Tarifverträge und auch gute Gesetze erreicht man nur in einer Gesellschaft, die durch Solidarität und Respekt geprägt ist. Wenn es uns gelingt, dass wir uns auf unseren gemeinsamen Wert der Solidarität konzentrieren, gilt das auch für dieIntegration von Flüchtlingen.  

Mach meinen Kumpel nicht an

»Zeit für mehr Solidarität«, so lautet auch das diesjährige Motto des Deutschen Gewerkschaftsbundes, und ich finde, es ist in Zeiten wie diesen sehr gut gewählt. Ja, wir brauchen mehr Zeit für Solidarität: untereinander, miteinander, zwischen den Generation, Einheimischen und Geflüchteten, zwischen Schwachen und Starken. Unsere Gewerkschaften stehen für eine freie, offene, solidarische und demokratische Gesellschaft. In einer anderen Gesellschaft möchte ich auch nicht leben. In diesem Sinne werde ich in diesem Jahr den Tag der Arbeit begehen und ich rufe alle Beschäftigten auf, es mir gleich zu tun und für eine solidarische Gesellschaft ohne Rassismus am Sonntag zu demonstrieren und auch zu feiern. Wir dürfen uns nicht spalten lassen. Solidarität bedeutet miteinander, nicht gegeneinander. Gemeinsam für Integration durch Solidarität und Respekt. Gemeinsam gegen Hass und Gewalt.

 

linksfraktion.de, 1. Mai 2016