„Die Bundesregierung muss ihre Verzögerungstaktik in den Regierungsverhandlungen mit Namibia über den Völkermord an den Herero und Nama umgehend beenden“, sagt Helin Evrim Sommer, entwicklungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, anlässlich der heutigen Übergabe von vormals geraubten menschlichen Gebeinen im Rahmen einer Gedenkzeremonie an eine hochrangige Delegation aus Namibia. Sommer weiter:
„Das Geschacher der Bundesregierung um die Bedingungen und die Umstände für die längst überfällige Entschuldigungsgeste ist beschämend. Die heutigen Nachfahren der Überlebenden des ersten Genozids im 20. Jahrhundert haben ein Recht darauf, dass Deutschland nach über 110 Jahren den Völkermord in seiner ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika vorbehaltlos anerkannt und eine Entschuldigung an die Opfer ausspricht.
Die Verhandlungen dürfen zudem nicht über die Köpfe der selbstgewählten Vertreterinnen und Vertreter der betroffenen Opfergruppen geführt werden. Ebenso darf die Frage der Wiedergutmachung nicht ausgeklammert werden. Bis heute gehören die Herero und Nama zu den ärmsten Bevölkerungsgruppen in Namibia, was auf die Landenteignungen und den systematischen Raub von Vermögenswerten durch die deutschen Kolonialherren zurückzuführen ist. DIE LINKE fordert, einen Strukturausgleichsfonds einzurichten, der die durch die deutsche Kolonialherrschaft verursachten ökonomischen Nachteile kompensiert.
Es ist höchste Zeit, dass sich der Deutsche Bundestag mit dem Thema beschäftigt und den Druck auf die Bundesregierung erhöht. Die Linke hat dazu bereits einen eigenen Antrag eingebracht (Bundestagsdrucksache 19/1256), dessen parlamentarische Beratung bislang mit Mehrheitsbeschlüssen der Regierungsfraktionen blockiert wurde. Unbequeme historische Wahrheiten lassen sich aber nicht politisch unter Verschluss halten, sondern werden sich am Ende doch durchsetzen.“